Hagen. . Unglaubliche Geschichte um zwei verschwundene Einkaufstüten: Ein Rentner hatte einen Taxifahrer angezeigt, weil er mit seinen Einkaufstüten davongefahren sei. Der Mann wurde freigesprochen.

Vor Gericht: Ein Taxifahrer (37), ein Rentner (76) – und eine unglaubliche Geschichte um zwei verschwundene Einkaufstüten.

Rentner Manfred Müller hat schon seit Jahren dieselbe Angewohnheit: Er kauft im Aldi an der Eilper Straße ein und schiebt die Waren stets im Einkaufswagen nach nebenan zum Taxihalteplatz. Dort kennt man den ehemaligen Bäckermeister gut, hilft ihm auch jedes Mal gerne, den Einkauf ins Auto zu laden und ihn dann nach Hause zu fahren.

Doch am 24. April, gegen 10.05 Uhr, soll alles ganz anders gewesen sein, behauptet der rüstige, weißhaarige Herr. Da sei er von einem Taxifahrer, der ihn schon öfter in die Selbecke gebracht habe, bestohlen worden: „Er kam vorgefahren, nahm mir die beiden Taschen mit den Einkäufen ab und stellte sie in seinen Kofferraum.“ Manfred Müller schob derweil den leeren Aldi-Einkaufswagen zurück, „vielleicht zehn Meter“. Als er sich umdrehte, war das Taxi verschwunden. Mit den beiden Taschen. „Ich stand da wie doof.“

Waren für 19 Euro und 31 Cent

Der Taxifahrer, ein salopper Typ mit blau-weiß-kariertem Sommerhemd und frech hochgegeltem Haar, saß jetzt auf der Anklagebank im Amtsgericht. „Diebstahl geringwertiger Sachen“, lautete der Vorwurf. In den beiden Einkaufstüten hatten sich Waren für 19 Euro und 31 Cent befunden. Lebensmittel, eine Packung Eis, Katzenfutter.

Ja, er sei zum Tatzeitpunkt in Eilpe unterwegs gewesen, und er habe sogar Manfred Müller am Taxistand stehen sehen: „Aber ich konnte leider nicht für ihn anhalten, denn ich hatte eine vorbestellte Fahrt nach Oberhagen.“ In seiner Vernehmung bei der Polizei klang das noch ganz anders: „Herrn Müller habe ich an diesem Tag gar nicht gesehen.“ Den ihm vorgeworfenen Diebstahl streitet der angeklagte Taxifahrer rundum ab: „Ich habe kein Interesse daran, bei rund zwanzig Grad mit Eis im Kofferraum durch die Stadt zu fahren“, erwidert er locker. Und: „Wenn man einen Hund hat, was soll man dann mit Katzenfutter?“

Rentner Müller ist aufgebracht: „Genau in diesem Stil hat er auch auf der Polizeiwache über mich geredet und den Beamten erklärt, ich sei ja schusselig.“

Richter Albrecht Bogumil zeigte sich ratlos – und sprach den Taxifahrer frei: „Das ist ein typischer Fall, bei dem zwei Aussagen gegeneinander stehen und man nicht weiß, wem man glauben soll.“ Er werde jetzt Schadensersatzansprüche geltend machen, kündigte der freigesprochene Taxifahrer noch im Gerichtssaal an.