Breckerfeld. .

Am 1. November 1963 feierte er Geburtstag. Den 28. – um genau zu sein. Dabei war dieser Novembertag ein trister. Einer, an dem ihm so gar nicht nach Feiern zumute war. Denn einen Tag nach dem Wiegenfeste des jungen Straßenbahners Manfred Streppelmann fuhr die Linie 11 zum letzten Mal von Breckerfeld nach Hagen.

Heute jährt sich die Einstellung des Personenverkehr auf der Strecke, die als schönste Straßenbahnlinie in ganz Deutschland gilt zum 50. Mal.

Ein Jubiläum, das für Manfred Streppelmann, der noch bei den Bergischen Museumsbahnen Straßenbahn fährt, immer noch kein Grund zum Feiern ist. „Klar werden an so einem Tag Erinnerungen wach. Diese Linie ist viel zu früh eingestellt worden“, sagt Streppelmann, der zumeist in der Werkstatt gearbeitet hat, „aber samstags und sonntags und ab 16.30 Uhr ging es auf den Bock. So etwas wäre heute unvorstellbar.“

Eine Stunde und 20 Minuten dauerte die Fahrt vom Markt bis Breckerfeld. „Wenn die Dienste verteilt wurden, habe ich immer versucht, auf die Elf zukommen“, sagt Streppelmann, „unterwegs haben wir die Milchkannen eingeladen, die von den Bauernhöfen zur Molkerei nach Eckesey mussten.“

Leitungen eingefroren

Im Winter wurden die Fahrten oft zum Abenteuer. „Die Leitungen waren oft eingefroren. Die Frontscheiben haben wir mit unseren Butterbrotdosen freigekratzt“, sagt Streppelmann, „die Heizung taugte nichts. Es war oft lausig kalt.“ 1976 war es Streppelmann, der einen Triebwagen von seinem Arbeitgeber kaufte und nach Wuppertal zur Museumsbahn brachte. Aus Liebe zur Straßenbahn.. Die verbindet auch Heinz Biermann mit seinem ehemaligen Arbeitgeber. Und nicht nur er war über Jahre hinweg bei der Straßenbahn beschäftigt. Sondern auch seine beiden Großväter. „Heinrich Biermann war derjenige, der im Jahr 1927 die erste Straßenbahn nach Breckerfeld gefahren hat“, sagt Heinz Biermann, den alle nur unter seinem Spitznamen „Keule“ kannten, „mit Generaldirektor Pforte und Oberbürgermeister Cuno an Bord. Mein anderer Großvater war vor dem Krieg Fahrdienstleiter.“

Die Uniform des Großvaters hängt noch in Biermanns Kleiderschrank. Ein selbst gebautes Modell einer Straßenbahn (Maßstab 1:10) steht in einer riesigen Vitrine im Keller. Neben vielen anderen Erinnerungsstücken an eine längst vergangene Zeit. „Es war ein Riesenfehler, die Straßenbahn einzustellen“, sagt Biermann, der 1995 seinen letzten Arbeitstag hatte. „Auf einer Straßenbahn würde ich jederzeit wieder fahren – auch ohne einen Cent dafür zu bekommen. Das war einfach ein riesiges Erlebnis. Besonders auf der Linie 11.“

Sein Großvater war es, der 1927 die erste Fahrt im neuen Triebwagen absolvierte. Für die letzte war „Keule“ Biermann selbst verantwortlich. Wenn auch unter unglücklichen Umständen: „Das war an der Schwenke“, erzählt er über eine Werkstattfahrt im Jahr 1966, „da bin ich runter in die Senke. In der Kurve ist das morsche Dach zusammengebrochen.

Der Stromabnehmer hing mitten drin. Mit dem Schwung, den wir drauf hatten, sind wir noch bis zum Betriebshof Wehringhausen gerollt.“ Nach dieser Fahrt wurde der Wagen verschrottet.