Hohenlimburg. . Der vierjährige Charly ist bereits der vierte Hund, den Willi Schmidt in den vergangenen Jahrzehnten aus dem Iserlohner Tierheim holte und dem er ein neues Zuhause gab. Würde Schmidt in Iserlohn wohnen, wäre er für drei Jahre von der Hundesteuer befreit, da die Kommune so einen gehörigen Batzen Geld für die Unterbringung des Vierbeiners spart.

Weil der 72-Jährige aber in Hohenlimburg lebt, muss er an den Fiskus zahlen – zumal in Hagen auch Besitzer von Tierheimhunden keinerlei Vergünstigungen genießen. Werden im ­November noch die Sparvorschläge des Kämmerers von der Politik abgesegnet, müsste Schmidt statt heute 140 Euro ab dem 1. Januar 2014 sogar 180 Euro zahlen. Das kritisiert der 72-Jährige – und zwar nicht zum ersten Mal.

Unterschriften gesammelt

Bereits 1994 sammelte der Hohenlimburger mit Gleichgesinnten eine vierstellige Zahl an Unterschriften gegen eine geplante Hundesteuer-Erhöhung und übergab sie dem damaligen Oberbürgermeister Dietmar Thieser. Von Erfolg war die Aktion seinerzeit allerdings nicht gekrönt – im Gegenteil. Das nun geplante Sparpaket sieht bereits die dritte Anhebung der Hundesteuer innerhalb von nur fünf Jahren vor.

„Ich werde ja geradezu dafür bestraft, dass ich einen Hund aus dem Tierheim geholt habe“, kritisiert der Rentner. „Zunächst musste ich das Tier bezahlen, dann kamen weitere Kosten für die Untersuchung beim Tierarzt auf mich zu, und schließlich wird auch noch die Hundesteuer fällig, die nun wieder einmal steigen soll. Das ist nicht korrekt.“

Die geplante Anhebung auf 180 Euro hält der Hohenlimburger aber nicht nur für Frauchen und Herrchen von Tierheimhunden für völlig überzogen: „Die Stadt will immer mehr Geld und leistet dafür im Gegenzug aber nichts.“ So gebe es in Hagen, im Gegensatz zu vielen anderen Gemeinden, keine kostenlosen Tüten, mit denen der Besitzer die Hinterlassenschaft seines Vierbeiners beseitigen kann. Und trotzdem würden die meisten Hundehalter den Kot ihres Lieblings beseitigen. Als er vor fast 20 Jahren bereits gegen die, wie Schmidt sie nennt, „Willkürsteuer“ auf die Straße ging, fragte er einen Straßenreiniger, welchen Unrat der denn an diesem Tage zusammengekehrt habe. „Das waren ganze drei Hundehaufen, aber über 100 Bierdosen und Schnapsflaschen“, erinnert sich der 72-Jährige noch genau an die damalige Antwort.

Zudem verweist Schmidt auf die soziale Komponente, die die Tiere häufig besitzen: „Viele ältere Menschen sind auf ihren Hund als einzigen Begleiter angewiesen. Sie haben sonst doch niemanden mehr.“ Weiterhin geht er davon aus, dass der Schuss mit der Steuerhöhung auch nach hinten losgehen könnte: „Was passiert, wenn sich jemand die 180 Euro nicht leisten kann? Dann setzt er seinen Hund eventuell aus; der kommt dann ins Tierheim und kostet die Allgemeinheit eine Menge Geld. Das ist doch eine Milchmädchenrechnung.“ Tatsächlich handelt es sich dabei jährlich um einen vierstelligen Betrag – pro Hund.

Maßnahmen unterstützen

Selbst noch einmal auf der Straße gegen die Erhöhung demonstrieren, so wie damals, möchte Schmidt aufgrund seines Alters heute nicht mehr. Die gerade in Hagen von anderen Haltern ins Leben gerufenen Maßnahmen wird er aber sicherlich unterstützen. „Denn 180 Euro – das wäre ein dicker Hund.“