Facebook und die Politik – vor fünf Jahren waren das noch zwei unterschiedliche Galaxien. Facebook war Geplänkel. Posten war nur hippe Selbstdarstellerei ohne gemeinschaftlichen Nutzen. Tenor: Eine eingespielte Demokratie benötigt kein Facebook.

Doch der Wind hat sich gedreht. Im Guttenberg’schen Plagiats-Skandal zeigte sich erstmals, dass Demokratie noch andere Stoßrichtungen kennt. Auf „GuttenPlag“ recherchierten Menschen im Netz die Wahrheit. Ein Doktorand postete ein Schreiben an die Kanzlerin, den Minister nicht weiter zu schützen. Zehntausenden gefiel das. Die Kanzlerin lenkte ein.

Der Protest gegen Stuttgart 21 entfaltete seine ganze Wucht im Internet, und in Ägypten löste eine Facebook-Bewegung gar eine Revolution aus. Und in Hagen?

Facebook erreicht hier, was etablierte Formen der Bürgerbeteiligung noch nicht erreicht haben. Die Gruppe „Du bist Hagener, wenn . . .“ und ihr frischer Ableger sind ein wichtiger Gradmesser politischer Willensbildung. Denn: Hier posten keine unbekannten Wesen, sondern Wähler. Und vielleicht auch bald Wählergemeinschaften. Hagen wäre nicht die erste Stadt, in der aus Gefällt-mir-Klickern politische Macher geworden sind.
Mike Fiebig