Hagen. . Angela Schaupp bringt als Teilzeit-Lehrling bei der Stadt Hagen Beruf und Familie erfolgreich unter einen Hut. Der Weg zur Auszubildenden war jedoch beschwerlich. Als junge Mutter ist sie von vielen Personalern in eine Schublade gesteckt worden.

Vor zwei Jahren besaß Angela Schaupp etwas, worum sie viele Arbeitnehmer beneidet hätten: eine Festanstellung. Doch sie ließ sie sausen. Nicht, weil sie es sich leisten konnte, sondern weil sie ein Ziel hatte. Das Ziel, einen Job mit Perspektive zu bekommen, im Büro zu arbeiten, statt wie bisher Waren im Supermarkt einzuräumen, noch einmal von Null anzufangen und eine Ausbildung zu beginnen. Im August 2012 hat sie sie bekommen. Mit 27 Jahren, mit einem zehnjährigen Sohn. Bei der Stadtverwaltung – in Teilzeit.

Caritas gab den Anstoß

„Ich wusste gar nicht, dass es so etwas überhaupt gibt“, sagt Schaupp heute. „Und dass die Stadt Müttern so eine Chance gibt, damit hätte ich schon gar nicht gerechnet – bei so vielen Bewerbern.“

Auch bei der Stadtverwaltung hatte man diese Option bis dahin noch nicht in Betracht gezogen. Doch dann kam die Anfrage der Caritas Beratungsstelle Teilzeitausbildung, die als Pilotprojekt noch bis 2012 Teilzeitlehrstellen in Hagen vermittelte. Die Stadt war interessiert, man entwickelte ein Konzept, testete Bewerber und stellte ein. Neben Angela Schaupp sogar noch eine weitere junge Mutter. „Wir konnten uns nicht entscheiden“, erinnert sich Ausbildungsleiterin Birgit Reichl.

29 Arbeitsstunden pro Woche

Mittlerweile hat Schaupp Fachbereiche wie Finanzen und Controlling oder Öffentliche Sicherheit kennengelernt und während ihrer 29 Arbeitsstunden pro Woche (Berufsschule inklusive) viele positive Erfahrungen gesammelt. „Ich bin überrascht, wie gut es klappt. Bisher habe ich nie fehlen müssen“, sagt sie. Und wenn doch mal etwas mit Sohn Maurice war, seien ihre Großeltern eingesprungen. „Die wohnen zum Glück mit im Haus.“

Genauso zufrieden zeigt man sich beim Arbeitgeber. „Bisher ist alles gut gelaufen“, sagt Reichl. „Die jungen Damen sind beide sehr engagiert.“ Wiederholung also erwünscht? „Gerne! Wenn sich jemand bei uns mit Interesse an einer Teilzeitausbildung bewirbt, wird der genauso ins Boot genommen wie die anderen“, sagt Reichl.

Doppelbelastung meistern

Aller Begeisterung zum Trotz: Ein Kinderspiel ist die Teilzeitlehre nicht. „Ich muss schon jonglieren, um Haushalt, Arbeit und Familie unter einen Hut zu kriegen“, sagt Schaupp. Gerade während des Berufsschulunterrichts, der in vollem Umfang absolviert werden muss, komme man an seine Grenzen. „Aber ich habe den nötigen Ehrgeiz und bin dankbar, dass ich das überhaupt machen kann. Dafür will ich alles geben.“

Denn dass es auch anders geht, musste die 28-Jährige oft genug erfahren. Mit 17 Jahren Mutter geworden, die Fachoberschulreife nur mit herabgesetzten Noten bekommen, weil noch Klausuren fehlten – da werde man schnell in eine Schublade gesteckt.

Doppelqualifikation in der Tasche

Das dürfte ihr jetzt nicht mehr passieren. Noch knapp zwei Jahre, dann hat Schaupp ihre Doppelqualifikation in der Tasche – zur Bürokauffrau und Verwaltungsfachangestellten. Ob es für sie dann bei der Stadt weitergeht, ist noch ungewiss. „Mit einer Übernahme rechne ich erstmal nicht“, sagt sie. „Aber ich würde mich nicht dagegen wehren.“