Hagen-Mitte. .
Die alte Backsteinkapelle auf dem Elbersgelände verwandelte sich am Freitagabend bei der Premiere von Agatha Christies Drama „Zeugin der Anklage“ in einen Londoner Gerichtssaal. Unter dem Motto „Kleine Kapelle. Großes Theater“ glänzten die Schauspieler um Indra Janorschke und Dario Weberg in dem Gerichtsdrama. Regie führte im Theater an der Volme Lars Lienen, der das Publikum gleichzeitig als der charmante Angeklagte Leonard Vole um den Finger wickelte. Das engagierte Ensemble bot zwei Stunden beste Spannung und überzeugte durch sicheres Auftreten, beeindruckende Bühnenpräsenz und humorvolle Spitzen.
Showdown im Gerichtssaal
Agatha Christies Stück „Zeugin der Anklage“, welches auch durch die Verfilmung mit Marlene Dietrich und Charles Laughton bekannt ist, lässt nicht nur die Herzen von Krimifans schneller schlagen. Leonard Vole ist des Mordes an einer älteren Dame angeklagt. Alle Indizien sprechen gegen den freundlich wirkenden Angeklagten und sein Alibi bekommt Brüche, als seine geliebte Ehefrau widersprüchliche Aussagen macht.
Von der Unschuld seines Mandanten überzeugt, gerät der angesehene Strafverteidiger Sir Winfried bei seinen Ermittlungen in einen dichten Nebel, in dem unerwartete Wendungen und heimtückische Täuschungsmanöver aufgedeckt werden. Am Ende kommt es zum Showdown im Gerichtssaal.
Das Publikum wird zu den Geschworenen, und es wirkt, als würden die Darsteller versuchen, die Zuschauer von ihrer Version des Mordes überzeugen zu wollen. Dario Weberg fasziniert in der Rolle des Sir Winfried und lässt das Publikum an seinen Ermittlungen teilhaben. Jedes Detail des Tathergangs wird genauestens beleuchtet und die Kombinationen der Anwälte sind scharfsinnig und überzeugend. Es wird mitgefiebert und jeder bildet sich seine eigene Meinung darüber, wer der Täter ist. Nicht nur die Anwälte in Agatha Christies Stück tappen lange im Dunkeln. Auch das Publikum versucht sich in einem engen Netz aus Lügen und Intrigen zurechtzufinden. „Ich bin wirklich gespannt, wie es ausgeht. Zurzeit steht Aussage gegen Aussage. Der Angeklagte wirkt aber so sympathisch, da traue ich es ihm gar nicht zu, dass er den Mord begangen hat“, erklärt Christine Vitte, die auch von der schauspielerischen Leistung beeindruckt war.
Fesselnde Inszenierung
Jedes Mal, wenn es scheint, als könne man sich sicher sein, wie der Mord geschehen ist, werden neue Beweise aufgedeckt, die das gesamte Geschehen umkrempeln und dafür sorgen, dass man erneut vor einer Wand aus dunklem Nebel steht. Die Luft im scheinbaren Gerichtssaal ist zum Zerschneiden, vor Spannung sitzt das Publikum in der Rolle der Geschworenen fast reglos da, um nicht durch unnötige Geräusche wichtige Indizien zu verpassen.
„Die Zuschauer wurden in die fesselnde Inszenierung mit einbezogen und waren selbst hin- und hergerissen und gespannt auf das Ergebnis. Es war eine sehr gute und empfehlenswerte Abendunterhaltung“, sagte Jennifer Suckau und fasste den Abend damit passend zusammen.
Im Anschluss an die gelungene Vorstellung gab es bei netter Atmosphäre einen Imbiss und die Möglichkeit, sich mit den Schauspielern auszutauschen.