Elsey. .

Diesen Donnerstagabend werden Inge Örtel und Edith Thiel so schnell nicht vergessen. Die beiden Seniorinnen stiegen um 17.29 Uhr an der Sparkassen-Haltestelle in Hagen in die Buslinie 517 ein, um nach Elsey zu fahren. Dabei im Kinderwagen die drei Monate alte Urenkelin von Edith Thiel. Als der Bus an der Haltestelle Stifts-Kirche hielt, stieg Edith Thiel aus. Dabei übersah die 75-jährige, dass, so die Meinung von Zeugen, der Busfahrer einen zu großen Abstand zwischen Fahrzeug und Gehweg gelassen hatte.

Die unglückliche Folge: Ein Kinderwagenrad verhakte sich zwischen Bus und Bürgersteig, und Edith Thiel stürzte ungebremst im freien Fall auf den Gehweg.

Zahlreiche Passanten stockte der Atem. Günter Bergener, der das Trio um kurz vor 18 Uhr an der Stifts-Kirche in Empfang nehmen wollte, eilte sofort hinzu; ebenso ein unbekannter junger Mann, der den Vorfall beobachtet hatte. Die beiden Männer halfen der 75-Jährigen wieder auf die Füße. „Irgendwie haben wir es dann geschafft, den Kinderwagen aus der Klemme zu befreien“, berichtete Inge Örtel gestern. Nur der Busfahrer hat sich nicht gekümmert. Er ist auch nicht ausgestiegen, hat nach meiner Freundin gesehen und gefragt, ob er über Funk Hilfe holen solle. „Er ist einfach losgefahren“, ereifert sich die 74-Jährige.

Das dementiert Dirk Thorbow, Pressesprecher der Hagener Straßenbahn, energisch: „Diese Darstellung ist falsch. Der Fahrer hat sich sehr wohl gekümmert und sogar angeboten, einen Rettungswagen zu rufen. Dieses wurde jedoch abgelehnt, weil Zeugen bereits geholfen haben. Das hat er unserer Leitstelle mitgeteilt. Wir können somit kein Fehlverhalten erkennen.“

Edith Thiel suchte am Freitag Morgen ihren Hausarzt auf. Der diagnostizierte starke Prellungen an Rücken, Arm und Schulter und eine offene Wunde am Schienbein.

Noch am Abend zuvor hatte Inge Örtel versucht, sich bei der Hagener Straßenbahn über den nach ihrer Meinung wenig verständnisvollen Busfahrer zu beschweren.

Weil die beiden Damen bis zum gestrigen Vormittag noch nicht den erhofften Rückruf erhalten hatten, hakte Inge Örtel noch einmal nach und teilte der Straßenbahn-Rechtsabteilung mit, dass man sich nun an einen Rechtsanwalt wenden werde, um Schmerzensgeld einzuklagen. „Daraufhin hat die Mitarbeiterin das Gespräch für beendet erklärt“, so eine empörte Inge Örtel. „Es hätte sich doch wohl gehört, wenn sich der Busfahrer und / oder ein Straßenbahn-Mitarbeiter noch einmal bei der Verletzten gemeldet hätten.“