Hagen. . Wer im Alltagsleben schon durch besondere Aggressivität auffällt, muss ab sofort damit rechnen, von Polizei und Ordnungsbehörde zunächst die Gelbe und später auch die Rote Karte gezeigt zu bekommen. Damit rückt der Führerschein in weite Ferne.

Pascal ist zwar erst 15 Jahre alt. Doch Polizei und die Ordnungsbehörde haben schon heute erhebliche bedenken, ob der junge Hagener in drei Jahren wohl charakterlich geeignet sein wird, den Führerschein machen zu dürfen. Das Projekt „Gelbe Karte im Straßenverkehr“, das gestern von Polizeipräsident Frank Richter und Oberbürgermeister Jörg Dehm vorgestellt wurde, setzt hier an, um bei jungen, straffällig gewordenen Erwachsenen vor einem drohenden gesellschaftlichen Abdriften noch rechtzeitig einen Weckruf zu setzen. „Menschen, die sich im alltäglichen Miteinander nicht angemessen benehmen, sind auch charakterlich nicht in der Lage, ein Fahrzeug zu führen“, möchte der Chef der Hoheleye das Aus-dem-Verkehr-ziehen von Gewalttätern keineswegs als Straf- , sondern vor allem als Präventionsmaßnahme verstanden wissen.

14- bis 25-Jährige im Fokus

Das Projekt, mit dem andere Städte bereits positive Erfahrungen gemacht haben, zielt vorzugsweise auf die Altersgruppe der 14- bis 25-Jährigen. „Bei denen sitzt ein Denkzettel, der ihre Mobilität bedroht, oft besser als andere Maßnahmen“, lässt auch OB Dehm keinen Zweifel, dass bereits bei einer Gelben Karte seine Mitarbeiter beim Ordnungsamt sehr genau hinschauen werden, ob man Personen mit besonderem Aggressionspotenzial mittelfristig auf andere Verkehrsteilnehmer loslässt.

Pascal ist so ein Kandidat, der schon heute im Fokus von Polizei und Ordnungsbehörde steht: Im Sommer vergangenen Jahres drückte er aus lauter Langeweile in einer Drogerie die Shampoo-Flaschen leer. Als die Filialleitung die Polizei rief, hatte der Jugendliche auch noch eine große Klappe und leistete Widerstand. Wenige Monate später war er in eine Schlägerei verwickelt. Es ging um ein Mädchen – Eifersucht. Zuletzt warf er seiner Lehrerin in der Schule einen Böller hinterher. Die Frau war mehrere Tage krank geschrieben. Um ähnliche Folgetaten zu verhindern, darf Pascal sich auf den Besuch seines Bezirksbeamten „freuen“. Der Uniformierte wird ihm nicht nur die „Gelbe Karte“ zeigen, sondern dem Schüler und den Eltern auch unmissverständlich zu verstehen geben, dass beim nächsten Vorfall „Rot“ folgt: kein Moped- und kein Auto-Führerschein – charakterlich ungeeignet.

„Idiotentest“ droht

Ein Sanktionshebel, der natürlich auch rückwirkend greift: Wer im Alltag durch besondere Aggressivität und Gewalt auffällt, kann ebenfalls seine Fahrerlaubnis wieder verlieren. Ein Zurück gibt es bloß über eine medizinisch-psychologische Untersuchung, den so genannten Idiotentest. „Wir möchten die Hagener einfach davor schützen, dass manche Menschen im Straßenverkehr ihre eigenen Bedürfnisse ebenso rücksichtslos durchsetzen wie sie es eventuell auch bei anderen Alltagskonflikten tun.

„Natürlich werden wir bei jedem Einzelfall genau hinsehen“, versichert Polizeioberrat Michael Hoffmann, Leiter der Verkehrsdirektion. „Aber 7000 Verkehrsunfälle im Jahr sind auch ein Ausdruck dafür, dass immer mehr gegeneinander als miteinander gefahren wird.“ „Hagen soll mit der Gelben Karte ein Stück sicherer werden“, beschreibt Präsident Richter das Ziel: „Wir signalisieren jungen Straftäter, dass sie unter Beobachtung stehen.“