Haspe. .
Wie verrückt ist das denn? Da werden 1963 am Quambusch 24 Häuser errichtet, deren damalige Baustruktur für völlig absurd gehalten wird, die aber 50 Jahre später jedes noch so energieeffiziente Eigenheim alt aussehen lassen. Verkehrte Welt auf dem Quambusch – willkommen in der Finnhaus-Siedlung.
Samstag war großes Fest. Na ja, so groß ein Fest eben sein kann bei 24 Parteien. Stolz sind sie hier am Quambusch. Auf die visionäre Idee, die schon vor 50 Jahren in ihre Häuser eingebaut wurde. Und auf den Zusammenhalt in der Siedlung. Die Finnhäuser am Quambusch sind ihr Zuhause.
Neulich war Fernheizwerk-Versammlung am Quambusch. Ja, Sie lesen richtig. Die 24 Häuschen haben ihr eigenes Heizwerk am Ende der Straße stehen, von dem alle Bewohner auch Eigentümer sind. So weit, so zukunftsträchtig? Nein. Denn die Häuser, die aussehen wie eine Feriensiedlung irgendwo am Meer, mögen zwar 50 Jahre alt sein. Diese Zahl sagt aber nichts über ihren modernen Geist aus.
Die GWG, die Gemeinnützige Wohnungsgenossenschaft in Hagen, wollte Anfang der 60er-Jahre neue Wege gehen. Gemeinsam mit Spitzen von Hagener Wohnungsbesitzern machte man sich auf den Weg nach Finnland. Dort bauten die Finnen Häuser neuerdings so, wie man es sich in Deutschland so gar nicht vorstellen konnte. Mit viel Holz und einer Vision des Dämmens, die jedem Hagener Bau-Experten damals Schweißperlen auf die Stirn trieb. Außen- und Zwischenwände bestanden aus vorgefertigten Holztafeln, Trenn- und Giebelwände aus Ziegelmauerwerk. „Die Häuser haben 1963 schon energieeffiziente Kriterien erfüllt, die wir heute als höchste Maßstäbe anlegen“, sagt Udo Genuit, seit 16 Jahren Finnhaus-Besitzer am Quambusch. Und mal von allen Millimeter- und Kilowatt-Zahlen weggedacht: „Für mich ist das immer noch ein Gefühl wie im Urlaub, wenn ich nachmittags nach Hause komme.“
Damals 68.000 D-Mark für ein Haus
Das dachte sich vor 50 Jahren auch Otto Eisenberger, der eines der schmucken
Häuschen damals für 68.000 D-Mark erstand. „Die Häuser waren so begehrt damals. Ich bin gebürtiger Hasper und meine Frau und ich hatten vor 50 Jahren noch keine Kinder. So bekamen wir schlecht eine Wohnung.“ Die Finnhäuser fielen wie ein Geschenk vom Himmel. Übrigens: Heute liegt der Kaufpreis – ohne Anbauten – bei etwa 155.000 Euro pro Haus. Eine portugiesische Familie sicherte sich jüngst das letzte frei stehende Objekt.
Manfred Krug saß beim kleinen Straßenfest 50 Jahre nach Errichtung der Siedlung auch mit am Tisch. Auch wenn man es ihm nicht ansieht: Krug ist 83 Jahre alt und war in den 60er-Jahren einer der Architekten von „Krug und van der Minde“, die den Transport der Materialien aus Finnland nach Hagen organisierten. „Die Häuser waren damals eine Sensation. 85 Kilowatt Energieverbrauch pro Quadratmeter. Wo gibt es das heute?
Beim Straßenfest, dass Anke Genuit nach über 30 Jahren erstmals wieder ins Leben rief, hätten sie eigentlich alle gleich doppelt anstoßen können. Denn: Auch in den kommenden Jahren wird das Areal hinter den Finnhäusern unverbaubar bleiben. Die gute Aussicht bleibt also garantiert. Otto Eisenberger: „Ich habe oft Besuch aus Amerika. Die wollen meistens nicht wieder weg. Sagenhaft, oder?“