Hagen. Der Hagener Felix Henke (15) besuchte für drei Monate die „Deutsche Schule International“ in Seoul.

In den Nachrichten gab es täglich diese Meldungen: Von der kommunistischen Führung Nordkoreas, die mit Atomschlägen drohte, die Botschaftern dazu riet, das Land zu verlassen und die einen Industriepark dichtmachte, den der Staat gemeinsam mit Südkorea betrieb. „Vor Ort“, sagt Felix Henke, „da nimmt man das ganz anders wahr. Wir haben mit Soldaten in Seoul Basketball gespielt. Für die war die vermeintliche Krise nichts Außergewöhnliches. Für die war das Normalität.“

Felix Henke, 15 Jahre alt, Schüler des Albrecht-Dürer-Gymnasiums – für drei Monate hat er die „Deutsche Schule Seoul International“ besucht und bei Freunden seiner Eltern am anderen Ende der Welt gewohnt. Gewiss kein Schüleraustausch wie jeder andere – tausende Kilometer von zu Hause entfernt und mitten in einer völlig anderen Kultur.

Koreaner kennen keinen Neid

Aber einer, der den Neuntklässler aus Hagen geprägt hat: „Auf jeden Fall“, sagt er, „ich bin mit völlig falschen Vorstellungen los und habe so viele Erfahrungen gesammelt, die ich nicht missen möchte.“

Die des Umgangs miteinander ist eine davon. „Jüngere haben großen Respekt vor Älteren“, sagt Felix Henke, „der Jüngere macht dem Älteren in der U-Bahn Platz. Das ist völlig selbstverständlich.“ Mutwillige Beschädigungen gebe es ebenso wenig wie weggeworfene Kaugummi. „Der Koreaner kennt keinen Neid. Wenn jemand ein teures Auto fährt, empfindet er das als Ansporn.“

Ansporn in einer Gesellschaft, die ohnehin ständig zu pulsieren scheint. 24 Stunden, rund um die Uhr an sieben Tagen. „Es gibt keine Ruhepausen“, sagt Felix Henke, „gearbeitet wird auch an den Wochentagen. Der Druck ist groß.“ Und hat seine Schattenseiten. Die Selbstmordrate der 12- bis 20-Jährigen ist so hoch wie in kaum einem anderen Land der Erde.

Elf Stunden Schule

Elf Stunden pro Tag saß Felix in der Schule. Chemie, Geschichte, Kunst und Geologie wurden in Englisch unterrichtet. „Das bringt einen echt voran“, sagt er.

Ausgespannt hat Felix eine Woche lang gemeinsam bei der Klassenfahrt an das japanische Meer an der Ostküste Südkoreas. Bungee-Jumping, Klettern an Felswänden des Seoraksan-Gebirges und Rafting – das waren absolute Highlights“, sagt der 15-Jährige.

Diese Erinnerungen und viele andere hat Felix Henke nach Hagen importiert. Und auch die koreanische Küche. „Scharf und köstlich. Fettarm mit viel Gemüse und Fleisch“, sagt Felix. Einige Gerichte stehen jetzt daheim im Vorratsschrank – dem Internet sei Dank.