Hagen-Mitte. . In der städtischen Einrichtung kann vormittags kostenlos Klavierspielen geübt werden.

„Aus mehreren Gründen öffnen wir unser Haus vormittags auf unbürokratische Art“, erläutert Helmut Schröder, Leiter der Max-Reger-Musikschule. „Zum einen soll die Immobilie, die seitens der Stadt angemietet ist, auch tagsüber ausgelastet sein. Außerdem wollen wir Schüler, die bei uns mit dem Klavierspielen beginnen, die Möglichkeit geben, sich erstmal an das Instrument heranzutasten. Das gilt besonders für jene, die sich nicht ganz sicher sind, ob es auch tatsächlich ,ihr Ding’ ist.“

Ein weiterer Grund sei, so Schröder, dass nicht jeder in seiner Wohnung oder in seinem Haus ein Klavier aufstellen könne. Und ob alle Nachbarn über die ,akustische Bereicherung’ glücklich seien, sei auch noch die Frage.

20 Klaviere

Ein Ausweg aus der verzwickten Lage wird seit kurzem in der Max-Reger-Musikschule angeboten: Die Einrichtung räumt ihren Schülern – Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen – vormittags die Möglichkeit ein, kostenlos die schuleigenen Klaviere zu nutzen.

„Wir haben 20 Klaviere“, sagt Schröder. Und fügt schmunzelnd an: „Keine Steinways, aber guter Standard.“ Die Klaviere seien gepflegt, würden zweimal pro Jahr von einem Klavierbauer gestimmt und gewartet.

Ungestört am Flügel

Suvd-Erdene Byambatsogt nickt zustimmend. Die junge Frau – Suvda genannt – ist eine von jenen Schülerinnen, die das „Freie Musizieren“-Angebot gern annehmen. Die 26-Jährige wurde in der Mongolei geboren, lebt seit neun Jahren in Deutschland, davon sieben Jahre in Hagen, und kommt zwei- bis dreimal pro Woche in das stattliche Gebäude an der Dödter­straße 10, um Klavier zu üben. „Ich habe zu Hause nur ein E-Piano“, erklärt Suvda. „Es ist praktisch, dass ich mich hier morgens ungestört an einen Flügel setzen und drei oder vier Stunden Klavier spielen kann.“

Helmut Schröder, der die talentierte junge Frau, die seit knapp einem Jahr Schülerin an der Max-Reger-Musikschule ist, unterrichtet, ist froh, dass sich Suvda auf diesem Weg optimal auf ihr Klavierstudium, das sie im Oktober in Wiesbaden beginnen wird, vorbereiten kann. „Schüler, die Interesse haben, vormittags Klavier zu üben, melden sich einfach im Verwaltungsbüro. Ein Mitarbeiter schließt dann einen der Räume auf.“

Einfaches Prozedere

„Bevor ein Schüler das Haus wieder verlässt, sagt er kurz Bescheid, damit der Raum wieder verschlossen wird“, erklärt Schröder das einfache Prozedere. Und versichert, dass man bislang noch nicht reingefallen sei. „Nein, die Schüler – egal, ob junge oder ältere – wissen die In­strumente zu schätzen. Es sind honorige Leute. Vandalismus ist bei uns zum Glück kein Thema.“