Ehrenbürgerwürde Hindenburg. .

Den Antrag des Geschichtsvereins unter Vorsitz von Wolfgang Müller an den Stadtrat, dem ehemaligen Reichspräsidenten Paul v. Hindenburg die Ehrenbürgerwürde abzuerkennen, halte ich aus objektiver historischer Sicht für sehr problematisch. Immerhin ist Herr Müller Geschichtslehrer einer Gesamtschule, einer Einrichtung der eher „linken“ Gesellschaftshälfte.

Paul von Hindenburg war Repräsentant des alten konservativen Preußen. Er war kein Nazi, wie das Ansinnen von Herrn Müller unterstellen könnte. Die Amerikaner haben nach dem Zweiten Weltkrieg aus mangelndem Geschichtsverständnis heraus Nazis und Preußen gleichgesetzt und den Staat Preußen 1946 aufgelöst. Tatsache ist, dass das alte Preußen, bevor es von den Nazis instrumentalisiert wurde, ein, verglichen mit anderen zeitgenössischen Staaten und Königreichen, tolerantes und rechtsstaatliches Gemeinwesen war. Natürlich kann man an Preußen Kritik üben, aber bitte mit historischem Augenmaß. Unsere demokratischen Maßstäbe allein auf historische Personen und Ereignisse zu projizieren und diese dann zu verdammen, ist unseriös.

Hindenburg hat wiederholt bis zum 30. Januar 1933 erfolgreich versucht, Hitler von der Macht fernzuhalten. Er war nicht senil, dem stimme ich zu, aber er konnte sich schließlich dem Druck, der durch Wahlsiege der Nazis entstanden war, nicht mehr entziehen. Die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 war sicherlich fatal. Aber sie war damals legal.

Dass die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler eine „Missachtung demokratischer Grundsätze gewesen sei“, kann ich vor dem Hintergrund der damaligen Reichsverfassung und des permanenten Ausnahmezustands nicht erkennen. Die Begründung von Herrn Müller, „Hindenburg habe Hitler zur Macht verholfen“, weshalb man ihm die Ehrenbürgerschaft aberkennen müsse, kann daher nicht stehen bleiben.

Die Begründung von Thomas Walter (CDU), „entscheidend sei, dass die Ernennung (zum Ehrenbürger) 1933 gemeinsam mit Hitler erfolgt sei“, kann nicht ernst gemeint sein. Diese Ernennung, gemeinsam mit Hitler, war Teil der Nazi-Propaganda. Ziel war es, die preußisch gesinnten Bürger für die Nazis zu gewinnen.

Hagen war immer ein „preußisches Landstädtchen“. Der Preußenkönig Friedrich der Große hat den Bürgern 1746 das Stadtrecht gegeben. Ich wünsche mir als Bürger dieser Stadt, dass Hagen ein wenig von der preußischen Staatsräson, den preußischen Tugenden bewahrt. Es wäre in der heutigen Zeit wichtig.