Aberkennung Ehrenbürgerwürde Hindenburg. Die Bestrebung, nach 80 Jahren dem ehemaligen deutschen Reichspräsidenten Paul von Hindenburg den Titel Ehrenbürger der Stadt Hagen zu entziehen, beraubt ihn posthum seiner Würde und nimmt ihm einen Teil seiner Bedeutung als historische Persönlichkeit. Ich halte diese Entscheidung dem – linken – Zeitgeist geschuldet und für falsch.
Hindenburg ist als Sieger von Tannenberg und dadurch, dass er 1916 bis 1918 als Chef der Obersten Heeresleitung faktisch die Regierungsgewalt im Reich ausübte, schon allein daher eine bedeutende historische Persönlichkeit. Bereits zweimal im verdienten Ruhestand, hat er sich aus Pflichtgefühl reaktivieren lassen: sowohl 1914, als er in das Heer zurückkehrte, als auch 1925, als er sich widerstrebend und als Parteiloser zum Kandidaten für das Amt des Reichspräsidenten aufstellen ließ und gewählt wurde. Dies wurde z. B. ausdrücklich vom englischen Premier Lloyd George und von Churchill begrüßt. Obwohl im Herzen Monarchist, achtete er dennoch pflichtbewusst die Weimarer Verfassung und wandte bis 1930 deren Not-standsartikel nie an. Dass im Parlament ab 1930 keine Mehrheit demokratischer Parteien mehr zustande kam, ist ja nicht Hindenburg, sondern den Wählern anzulasten! Seine folgenden Präsidialregierungen waren wohl diesem Notstand zu verdanken, wobei Hindenburg mit Brüning und Schleicher keine antidemokratischen Personen zu Reichskanzlern ernannte. 1932 wurde er mit Unterstützung der – demokratischen - Parteien im Alter von 77 Jahren wiedergewählt. Seine widerwillige Fehlentscheidung 1933, Hitler zum Kanzler zu ernennen, obwohl er eine tiefe persönliche Abneigung gegen ihn hegte, dürfte daher kein Grund für die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde bilden, zumal Hindenburg den Beteuerungen seiner Ratgeber folgte, man habe Hitler unter Kontrolle.
Allenfalls könnte man sich fragen, was Hindenburg mit Hagen zu tun hat, aber diese Entscheidung wurde 1933 gefällt. Einer großen deutschen Persönlichkeit den Titel als Ehrenbürger zu verleihen und ihm diesen, dem Zeitgeist folgend, jetzt 2013 wieder abzuerkennen, das allerdings sind zwei Paar Schuhe. Es ist zu fragen: Wer hat diese unsinnige Idee aufgebracht? Der Hagener Geschichtsverein? Ich bin enttäuscht, dass alle Parteien im Rat der Stadt Hagen einem solchen – kleinkarierten – Antrag zugestimmt haben.