Breckerfeld. .
343 Kilometer, 11.106 Höhenmeter, 15 Pässe. Eine Frage drängt sich sofort auf: Warum nur tut man sich das an? „Wenn ich den ersten Berg hochfahre, dann vergesse ich alles“, sagt Martin Wender, „beim Radfahren kann ich völlig abschalten. Und ich bin mir sicher, dass die anderen von diesem Virus angesteckt werden.“
Transalp heißt dieser Virus in der Fachsprache. Er ist so etwas wie die Königsdisziplin für jeden mitteleuropäischen Mountainbiker. Einmal mit dem Fahrrad auf verschlungenen Pfaden und schmalen Trails über jene Gebirgskette, die den Kontinent durchschneidet. Und was sich für einen Klapprad-Fahrer am Harkortsee anhört wie eine höllische Tortur, ist für die Truppe vom TuS Breckerfeld eine – Zitat – „Genießertransalp“.
Martin Wender, der schon zehnmal über das Hochgebirge geradelt ist und im letzten Jahr über ein Mountainbike-Burn-out klagte, weil der echte Höhepunkt fehlte, hat die Strecke ausgearbeitet. Markus Mann, Lothar Asprion, Christoph Borchert, Stefan Hombach und Martin Ermke – alles zwischen 37 und 62 Jahren jung – tun sie sich an. Für vier von ihnen ist es die Alpen-Premiere.
„Unten in der Kellerbar habe ich ein paar Kollagen von meinen Alpentouren hängen“, sagt Martin Wender, „da haben wir zusammengesessen. Und so wurde die Idee zu dieser Tour geboren.“ Eine, die an der Sattelbergalm am Brenner startet und endet und durch die schönsten Gebiete der Dolomiten führt. „Im Osten geht’s runter Richtung Süden, relativ nah an der Autobahn wieder zurück“, beschreibt Wender, der die Route am PC ausgetpftelt hat, die grobe Strecke. „Straßen vermeiden wir unterwegs, so gut es eben geht.“
2567 Meter über dem Meer liegt der höchste Punkt der Strecke. Zugleich einer der Knackpunkte der „Genießer“-Variante. „Wenn da noch Schnee liegt“, sagt Martin Wender, „das wäre jetzt nicht so ideal.“
Radhose 160 g, Zahnbürste 10 g, Regenjacke 500 g, Ohropax 1 g – genaue Packlisten hat Wender für seine Truppe erstellt. Denn das Gepäck fährt jeder selbst auf dem Rücken über die Alpen. „Da ist es schon wichtig, nur das mitzunehmen, was man unbedingt braucht“, sagt er, „jedes Gramm zählt.“
Drei bis viermal pro Woche haben sich die Alpinisten, die heute gen Süden starten, zuletzt auf ihre Räder geschwungen. Über 38 Kilometer führt die Hausrunde. Von Breckerfeld über Rummenohl ins Nahmer und Nimmertal und über Dahl und Priorei wieder zurück. „Natürlich ist eine gewisse Fitness Grundvoraussetzung“, sagt Martin Wender.
Auch wenn man Genießer ist und es natürlich auf die vielen Eindrücke mehr ankommt als auf ein schnelles Tempo. „Spätestens am Berg muss jeder seinen eigenen Rhythmus finden.“
Zunächst durchaus einen gemächlichen. Denn die erste Etappe endet schon nach 3,46 Kilometern mit Sauna, einem Bad im heißen „Hotpot“ und einem Hüttenabend. Zumindest damit können sich auch normale Genießer anfreunden. Danach folgen acht harte Tage, an denen die Biker zwischen vier und sieben Stunden im Sattel sitzen werden.
Und am neunten die gleiche kurze Abfahrt, die es am ersten hinauf ging.