Mitte. .

Die Umwandlung in eine gGmbH kann das Theater zukunftsfähig machen, ist aber kein Allheilmittel, um das Überleben der Bühne zu sichern. Kulturdezernent Thomas Huygeng stellte sich in der „Gläsernen Redaktion“ unserer Zeitung den Fragen zur Perspektive des Hauses. Das Bürgerinteresse an diesem ­ersten öffentlichen Interview war ausgesprochen groß.

Seit Jahren wird eine Rechtsreformänderung des Theaters diskutiert. Und nichts ­passiert . . .

Man hätte eigentlich schon vor langer Zeit zu einer Entscheidung über eine neue Rechtsform kommen können. Und wir müssen diese Entscheidung jetzt treffen, wir können nicht mehr warten. Das Actori-Gutachten hat uns empfohlen, in die gGmbH zu gehen. Wir haben das von Ernst & Young noch einmal überprüfen ­lassen. Meines Erachtens gibt es nur den Weg der gGmbH. Wir brauchen diese Rechtsformänderung, damit wir den finanziellen Gegebenheiten entsprechen können.

Noch im November waren Sie anderer Meinung. Damals haben Sie sich gegen eine Rechtsformänderung ausgesprochen, unter anderem mit dem Verweis auf das Insolvenzrisiko.

Das Insolvenzrisiko hat man immer bei einer gGmbH, das haben Sie auch bei anderen Rechtsformen. Wir haben eine Plausibilitätsprüfung durchgeführt, und das war sehr wichtig. Wir haben richtig darum gerungen, ob wir das können und wollen mit dem bestehenden Wirtschaftsplan des Theaters und dem Haushaltsplan der Stadt. Wir sind davon überzeugt, dass das der einzige Weg ist, den wir gehen können. Und wir sind das auch unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Theater schuldig. Seit Jahren wissen die nicht, wie es weitergeht.

Ärgert es Sie, dass einige Fraktionen jetzt wieder den Eigenbetrieb wie das Kaninchen aus dem Hut ziehen?

Der Eigenbetrieb ist kein Kaninchen aus dem Hut. Er ist ein erschossenes Kaninchen. Und zwar deswegen, weil der Eigenbetrieb vor Jahren längst schon durchgeprüft wurde. Der Eigenbetrieb machte früher Sinn, als es die neue kommunale Finanzwirtschaft noch nicht gab, als noch in der Kameralistik wie in einem großen Topf hin- und hergewirtschaftet wurde. Wir haben heute aber eine andere Finanzbuchhaltung. Und seit es die gibt, spielen die Eigenbetriebe nur noch eine untergeordnete Rolle. Sie haben ihren eigentlichen Sinn verloren. Viele Kämmerer haben sie wieder einkassiert. Aber es geht ja bei der gGmbH noch um andere ­Dinge. Darum, dass das Theater dann einfacher handeln kann. Wir haben alle Fragen dazu beantwortet. Ich hoffe immer noch auf die Vernunft der Politik, auch im Rat.

Auch als gGmbH drohen dem Theater doch immer wieder neue Spardiskussionen, oder?

Ja, wir werden in den nächsten Jahren noch erhebliche finanzielle Probleme bekommen in unserer Stadt. Wir werden mit Sicherheit zu weiteren Einsparungen beim Theater kommen. Ich würde Ihnen gerne einen Garantiebrief geben, nur würde der Kämmerer mir etwas anderes sagen und die Politik auch. Dieses Theater besteht seit über 100 Jahren, ich bin aber überzeugt, dass wir auch diese Probleme lösen können.

Durch die Umwandlung in eine gGmbH spart das Theater Geld, weil es bestimmte städtische Leistungen nicht mehr in Anspruch nehmen muss und daher die entsprechenden Umlagen wegfallen, zum Beispiel für die Habit oder das Rechtsamt. Der so entstehende Betrag von 231 000 Euro soll aber nicht bei den Ämtern eingespart werden, die dann weniger Leistung zu erbringen haben, sondern im Kultur-Etat. Das muss Sie als Kulturdezernent doch auf die Palme bringen?

Da sind wir tatsächlich in der Diskussion, wo diese Einsparungen in einem Haushalt darzustellen sind. Der Kulturhaushalt ist derartig ausgequetscht, da ist so gut wie nichts mehr umsetzbar. Wir werden innerhalb des Gesamthaushalts sehen müssen, dass wir dieses Geld unterbe­kommen.