Menden/Hohenlimburg. . 33 Jahre hat Heiko Kirchhoff auf diesen Moment warten müssen: Im Alter von zwei Jahren war der heute 35-Jährige zur Adoption freigegeben worden – im Internet hat er nun seine Familie wiedergefunden.

Es ist ein kurzer Text auf der Internetseite www.adoption.de: „Heiko Kirchhoff sucht seine leiblichen Eltern“, steht dort. Es folgen Daten zu seiner Mutter und seinem Vater, die in Menden gewohnt haben. Eingestellt hat dieses Gesuch Heiko Kirchhoffs Frau Katharina am 20. März. Mit Erfolg – jetzt hat der Mann, der in Menden bei Adoptiveltern aufgewachsen ist, seine leibliche Mutter Iris Stockhorst und seinen Bruder getroffen. Die Geschichte einer Suche.

Eigene Familienplanung gab den Ausschlag

„Ausschlaggebend war meine eigene Familienplanung“, erzählt der 35-Jährige, der mit seiner Frau in Hohenlimburg lebt. „Wir möchten Kinder haben, und ich wollte mögliche Erbkrankheiten ausschließen.“ Er durchsucht das Internet und stößt auf die Seite adoption.de, auf der Adoptierte ihre Familien suchen. Doch Kirchhoff ist unentschlossen: Soll er es wagen, seine Eltern zu suchen?

Denn er weiß, dass er in einem Mutter-Kind-Heim zur Welt gekommen ist. Sein Vater verlässt die Mutter schon während der Schwangerschaft. In der Beziehung danach muss seine Mutter mehrmals ins Krankenhaus. Nach einer Entlassung habe seine Mutter bemerkt, dass ihr damaliger Mann Heiko misshandelt hat. Daraufhin kommt Heiko in eine Pflegefamilie und wird später zur Adoption freigegeben. Dies ist eine offene Adoption, so dass seine Mutter ihn hin und wieder habe besuchen können. „Als ich aber meine Tochter, die nach ihm geboren wurde, durch einen Unfall verlor, habe ich alles vergessen wollen und bin weggezogen“, sagt Iris Stockhorst heute. „So verlor ich auch den Kontakt zu Heiko.“ Heiko wächst in Menden auf, geht hier auch zur Schule.

Eine Suchanzeige geschrieben

„Mein Frau hat die Suche schließlich vorangetrieben und die Suchanzeige geschrieben“, sagt der 35-Jährige. Dann folgt banges Warten: Kennt jemand seine leibliche Familie, wie werden Mutter und mögliche Geschwister reagieren? Denn die Erwartungshaltung ist groß: „Meine leiblichen Eltern kennen lernen, das will ich, seitdem ich denken kann“, sagt Heiko Kirchhoff. Dass er adoptiert sei, hätten ihm seine Eltern bereits früh gesagt.

Zunächst gibt es keine Antwort auf das Gesuch. Heiko Kirchhoff schaltet einen Anwalt ein, der die Adoptionsurkunde beantragen soll. Doch dann landet in seinem Postfach die E-Mail eines Unbekannten: Dieser nennt Namen und Wohnort seiner Mutter. „Ich habe den Namen gegoogelt und bin auf zwei Facebook-Profilen gelandet, die die Profile meiner Mutter und meines Bruders hätten sein können“, erzählt der Hohenlimburger.

Wieder ergreift seine Frau die Initiative, schreibt die Unbekannten an und erhält die schöne Nachricht: Heiko Kirchhoff hat einen Teil seiner Familie gefunden. Sie leben jetzt in Norddeutschland. Dann folgt das erste Telefonat mit der Mutter: „Wir haben uns beide sehr gefreut“, sagt Heiko Kirchhoff. Vor knapp zwei Wochen verabredet sich die Familie. Heiko fährt mit seiner Frau nach Norddeutschland, um Bruder Patrick und Mutter Iris zu besuchen. „Wir haben uns alle sofort in den Arm genommen“, berichtet der 35-Jährige.

Das erste Treffen

„Es war sofort eine Verbindung da. Beim Treffen haben wir so viel gelacht wie in den vergangenen drei Jahren nicht.“ Auch seine Mutter Iris Stockhorst (56) ist noch immer überwältigt: „Es war ein Gefühl, als wären wir uns gar nicht fremd.“ Sie hatte parallel nach ihrem Sohn gesucht, erfolglos.

Das Gesuch im Internet und seine Folgen haben nun einiges ins Rollen gebracht. Den Kontakt zur leiblichen Familie will Heiko Kirchhoff nicht mehr verlieren. Er kann sich sogar vorstellen, ganz nach Norddeutschland zu ziehen. Nur eines, das treibt den gebürtigen Mendener noch um: „Zur Familiengeschichte gehört ja auch mein Vater...“