Hagen. Die Hagenerin (42) bringt stolze 109 Kilo auf die Waage. Das würde hier nicht interessieren – hätte sie nicht so erfolgreich diese „Wunder-Schlankheits-Tropfen“ verkauft.

Die Hagenerin (42) bringt stolze 109 Kilo auf die Waage. Das würde hier nicht interessieren – hätte sie nicht so erfolgreich diese „Wunder-Schlankheits-Tropfen“ verkauft. Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz in 126 Fällen lautete am Dienstag der Vorwurf vor dem Schöffengericht.

Und die freundliche Frau mit dem wasserstoffblonden Haar, das sie zum langen Zopf geflochten und mit pinkfarbenen Schleifchen niedlich verziert hat, flüstert: „Stimmt, ich hab’s gemacht und bereue es.“ Sie kam deshalb mit zwei Jahren Haft, ausgesetzt zur Bewährung, davon.

Die Angeklagte hatte monatelang über das Internet ein Präparat verkauft, das in Laienhand äußerst gefährlich ist: Alvalin-Tropfen, die zu tödlichem Lungenhochdruck führen können. Das Medikament gegen Fettleibigkeit darf nur für kurze Zeit eingenommen werden. Der verschreibungspflichtige Appetitzügler enthält als Wirkstoff Cathin, der berauscht und abhängig macht. Weil die Frau selbst schon seit Jahren gegen ihre Pfunde kämpft, kannte sie das Mittel aus leidiger Erfahrung. Vor Gericht beschrieb sie es sogar als wahres Teufelszeug: „Es macht hochgradig süchtig. Man fängt erst mit acht Tropfen an, nimmt hinterher eine Flasche täglich.“

Als Arbeitlose froh über das Geld

Das hat die 42-Jährige aber nicht davon abgehalten, die bedenklichen „Schlankheits-Tropfen“ über das weltweite Netz illegal zu vertreiben. Im Frauenforum „gofeminin“ bot sie Alvalin für 65 Euro rezeptfrei an. Die Illusion der Bestellerinnen, dünner werden zu können, entpuppte sich als ein dickes Geschäft: An jedem verkauften 15-ml-Fläschchen verdiente die Hagenerin satte 40 Euro.

Schnell häuften sich mehr als 5000 Euro auf ihrem Konto an. „Ich war arbeitslos und konnte das Geld gut gebrauchen“, erklärt sie, „denn meine 630 Euro Kaltmiete wollte die Arge nicht übernehmen.“ An die rezeptpflichtigen 126 Flaschen war sie ganz legal gekommen: Ein seit Jahren justizbekannter Hagener Arzt hatte ihr das Mittel wieder und wieder verschrieben.

Richter Manfred Kleeschulte: „Die Angeklagte erzielte als Arbeitslose einen hohen Profit, doch sie zeigte sich einsichtig und geständig. Das konnte ausnahmsweise eine Bewährungschance rechtfertigen.“ Den illegalen Medikamentenhandel hat die Verurteilte inzwischen aufgegeben und sich mit ihren Pfunden arrangiert. Sie arbeitet jetzt als Verkäuferin in einer Metzgerei.