Hagen. .

Als „Pyrrhus-Sieg von Gewerkschaftsfunktionären gegen die Zukunft des Theaters“ bezeichnete gestern der Kulturausschussvorsitzende Wolfgang Röspel den Beschluss einer rot-rot-grünen Mehrheit zur Überführung des Theaters in einen Eigenbetrieb. „Das war keine SPD, die kämpferisch um die beste Lösung ringt, sondern eine SPD, die sich von den Grünen wie ein dem Schicksal ergebener Stier am Nasenring durch die Arena führen lässt“, legte FDP-Koalitionär Victor Dücker nach. Die Genossen sollten sich Fragen, ob sie noch zu eigenen Entscheidungen fähig seien, ätzte der Liberale über den Rechtsform-Schlingerkurs zur Zukunft des Theaters, der am Dienstag in einem 8:7-Votum zu Gunsten eines Eigenbetriebes gipfelte.

Bürgertheater gefordert

„Wir brauchen ein breit getragenes Bürgertheater als gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH). Wir brauchen kein von Gewerkschaften und ihrem parteipolitischen Anhang dominiertes Verwaltungstheater in Form eines Eigenbetriebs“, steckte Röspel die Maxime der Ratskoalitionäre noch einmal klar ab. Das Theater stehe vor großen Herausforderungen, die es als gGmbH am besten meistern könne. „In dieser Form wollen sich Theaterförderverein, Theaterstiftung und können sich weitere gemeinnützige Unterstützer direkt beteiligen: mit Geld, individuellem Einsatz und Sachverstand. Darüber hinaus spart das Modell Steuern und macht Hagens Kultureinrichtung robuster gegenüber kurzfristigen Res­triktionen des städtischen Haushalts“, so die These des CDU-Politikers. Innerhalb seines Budgets könne es eigenverantwortlich handeln und müsse künftig bei der Einstellung von Personal nicht mehr bei der Bezirksregierung vorstellig werden.

Schockiert zeigte sich der CDU-Kultursprecher Peter Asbeck auch vom Verlauf der Sitzung: „Verwaltung und Gutachterin hatten alle aufgekommenen Fragen bis in die kleinsten Verästelungen nachvollziehbar beantwortet. Selten habe ich so gehaltvolle Vorträge gehört.“ Selbst Intendant, Theaterförderverein und -stiftung hätten diesen Weg unterstützt. Doch statt eine Diskussion zu führen, habe die SPD die Sitzung unterbrochen: „Mit einem Änderungsantrag ersetzte dann eine rot-rot-grüne Mehrheit handstreichartig den Begriff ‚gGmbH‘ durch ‚Eigenbetrieb‘, als handle es sich um die Neubenennung eines Schokoriegels.“

Appell an den Rat

Für Wolfgang Röspel „machen sich hier Kommunalpolitiker zum willfährigen Sprachrohr“ des Personalrats. Dieser habe in seiner Stellungnahme keinerlei Gedanken an das Thema Wirtschaftlichkeit verschwendet und ohne Bezug zur Wirklichkeit den Eigenbetrieb als Alternative zur gGmbH vorgeschlagen. Röspel appellierte deshalb noch einmal an alle Ratsvertreter: „Es geht hier nicht um personalpolitische oder parteitaktische Spielchen vor der heraufziehenden Kommunalwahl – es geht hier um nicht weniger als die Zukunft des Hagener Theaters.“