Hagen/Hamburg. .
Viele Fotos, die im Rahmen seines Projektes über die Verfolgung von Christen entstanden sind, sind schwarz und weiß. Die verschiedenen Welten, in denen der Hagener Fotograf Andy Spyra dafür arbeitet und lebt, sind es nicht. „Exodus“ hieß seine Ausstellung im Osthaus-Museum, bei der Christen im Irak im Fokus standen. Einen Teil der Arbeiten zeigt der ehemalige freie Mitarbeiter der Stadtredaktion Hagen jetzt in der „Freelens-Galerie“ in Hamburg.
„Exodus heißt diese Serie auch deshalb, weil es sich im Irak wirklich um einen Exodus handelt. Die Bedingungen, unter denen Christen dort leben, sind miserabel“, sagt Spyra, „wer das nötige Geld hat, verlässt sofort das Land. Wer es nicht hat, wartet auf eine Gelegenheit. In einigen Jahren wird es im Irak keine Christen mehr geben.“
Seit zwei Jahren bewegt Andy Spyra das Thema Christenverfolgung. Er begann seine Arbeiten in Istanbul, reiste nach Kurdistan, in den Irak, mehrfach nach Palästina, Israel, Ägypten und zuletzt nach Nigeria. „Ich habe viele Menschen kennengelernt, Interviews geführt, Freunde gefunden“, sagt Andy Spyra, der immer wieder vor einer (latenten) Islamophobie warnt. „Die Realitäten sind oft wesentlich komplexer, als sie auf den ersten Blick scheinen.“
Religion ist nicht das Problem
In einem Dorf in Ägypten lernt er einen orthodoxen Priester kennen, dessen bester Freund ein Salafist ist. „Das wirkt zunächst seltsam“, sagt Spyra. „Rein äußerlich konnte ich die beiden Männer kaum unterscheiden. Und auch im Gespräch merkt man, wie ähnlich sie einander eigentlich sind. In vielen Regionen haben mir die Menschen unisono erklärt, dass die Religion eigentlich nicht das Problem ist. Sie definieren sich selbst alle als Araber, an zweiter Stelle über das Land, aus dem sie stammen und erst dann kommt der Glaube ins Spiel. Menschen unterschiedlichen Glaubens leben auch im arabischen Raum seit Hunderten Jahren friedlich miteinander.“
Ethnische Hintergründe
Ursachen für Konflikte sind andere. „Es handelt sich oft um einen Kreislauf aus Armut, schlechter Bildung und Perspektivlosigkeit“, sagt Andy Spyra, „dieser hoffnungslose Kreislauf spielt dann wiederum Extremisten in die Karten.“
Den viel beschworenen Krieg der Religionen sieht Andy Spyra auch in Nigeria nicht, wo er die Region Plateau State bereist hat, über die immer wieder in Medien berichtet wird und in der die islamisch-extremistische Organisation Boko Haram ihren Einfluss geltend macht. „Die Menschen, die dort leben, sind sich einig, dass das, was Boka Haram macht, nichts mit dem Islam zu tun hat“, sagt Spyra. „Konflikte haben in fast allen Fällen einen ethnischen Hintergrund. Es geht um Weiderechte und Ressourcen. Ansässige Bauern streiten mit Nomaden. Es ist Zufall, dass diese ethnischen Grenzen entlang der Religiösen verlaufen.“