Breckerfeld. .

Dass er selbst auf der Straße gespielt hat, dürfte mehr als 50 Jahre zurückliegen. Murmeln mochte Michael Dauskardt, der damals noch kein Doktor war. Die großen und die kleinen. Letztere, „weil man mit ihnen nicht nur spielen, sondern auch tauschen konnte“, wie der 63-Jährige erklärt. „Und Fußball habe ich natürlich gespielt.“ Mit einem Lederball, der bei Nässe so schwer wie eine Kanonenkugel wurde.

Mit so einem, wie ihn der Stadtsportverbands-Vorsitzende Peter Breer noch auf dem Dachboden liegen hatte und wie er jetzt in der Vitrine des Stadtmuseum Breckerfeld liegt. Zu sehen sind der Ball aus den 50er Jahren und allerlei anderes Spielzeug ab Samstag, 8. Juni, 11 Uhr. Dann wird in Anlehnung an die Präsentation „Wer macht mit…? – Alte Kinderspiele aus Westfalen“ des LWL-Museumsamtes für Westfalen, Münster die Ausstellung in Breckerfeld eröffnet. Sie zeigt Spiele und Spielzeug, mit denen noch bis weit in die 70er Jahre vor allem draußen aber auch drinnen gespielt wurde.

Ein Blick in die Ausstellung.
Ein Blick in die Ausstellung. © WP

Dr. Michael Dauskardt, zweiter Vorsitzender des Vereins Stadtmuseum, hat die Ausstellung organisiert: „Wir wollen damit auch die Fantasie der Kinder beflügeln, die heute ihre Freizeit vor Konsolen oder Computern verbringen“, sagt der Breckerfelder, der in Kassel groß geworden ist, „früher sind wir einfach raus, haben geguckt, wer sonst noch auf der Straße unterwegs war, und dann haben wir gemeinsam gespielt – fangen, verstecken oder Räuber und Gendarm.“

Eine Lederhose erinnert an Zeiten, an denen aufgeschlagene Knie ein kindliches Status-Symbol waren. „So eine“, sagt Dauskardt, „hatte fast jeder. Man brauchte sie ja nicht zu waschen. Und je speckiger sie war, desto höher war das Prestige.“

Raus aber gingen die Kinder nicht immer aus freien Stücken. Beengte Wohnverhältnisse, zahlreiche Geschwister und kleine Einkommen der Eltern – vorzugsweise noch der Väter – boten kaum die Gelegenheit für Kinder, zu Hause zu spielen und auf gekauftes Spielzeug zurückzugreifen. „Vieles, mit dem Kinder gespielt haben, war selbst gemacht“, so Dauskardt. Eine Puppenstube im Stile des Gelsenkirchener Barocks zeugt von jenen Tagen.

Mit einer breiten Palette von Spielen, die ohne großen finanziellen und zeitlichen Aufwand auf der Straße gespielt werden konnten oder in der dunklen Jahreszeit mit wenig Platz auskamen, wendet sich diese Ausstellung vor allem an Eltern und Großeltern. Sie soll zum Nachdenken und Nachahmen anregen und zeigen, wie mit den geringsten Mitteln Kinder glücklich spielen können. „Gerne nehmen wir auch Anregungen der Besucher auf“, sagt Dauskardt.

Denn es geht im Heimatmuseum nicht nur darum, alte Exponate hinter Glas zu betrachten. „In der Mitte der Ausstellung bauen wir einen Tisch auf, an dem gespielt werden kann“, sagt Dauskardt.

Die Ausstellung ist in der Zeit vom 8. Juni bis 21. Juli jeweils sonntags in der Zeit von 15 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt am Eröffnungstag ist frei. An den folgenden Sonntagen beträgt er für Erwachsene 1,50 Euro. Für Kinder ist der Eintritt weiterhin.