Hagen-Hengstey. Wird die Brücke vor dem Stauwehr des Hengsteysees bald so mit Liebesschlössern behangen sein, wie die dadurch berühmt gewordene Hohenzollernbrücke in Köln? Bei RWE Power, Besitzerin des Brückenwerks, will man nicht den Liebestöter spielen, blickt aber mit größter Vorsicht auf die Liebes-Rituale am Hengsteysee. Aus statischen Gründen könnten die Schlösser auch abgenommen werden.
Manfred Lang hat irgendwie Verständnis für die vielen Liebenden, die sich an der Brücke mit ihren Liebesschlössern vor dem Stauwehr verewigen. „Sina und Marc“, „Patrizia und Michael“, „Christoph und Diana“ und wie sie alle heißen. „Das ist ja ein wirklich schöner Brauch, und wir wollen auf keinen Fall dastehen wie die Spielverderber“, sagt RWE-Sprecher Lang, „aber wir haben die Brücke ganz genau im Auge.“ Entlang des Geländers, vor allem an der Seite, die ruhrabwärts deutet, hängen aktuell schätzungsweise 800 bis 1000 Metallschlösser.
Korrosionsschutz geht verloren
Der Grund für das genaue Hingucken der RWE mag zunächst überpenibel wirken. Es geht vor allem um das Gewicht der Brückenkonstruktion aus Stahl und Holz. „Es gibt zwei Gründe für unsere Vorsicht“, so Lang. Einer davon betreffe den Korrosionsschutz der Brücke, die zwar der RWE Power gehöre, für die die Stadt Hagen aber die Verkehrssicherungspflicht übernehme.
„Die Schlösser sind an Bügeln aufgehängt, die mit der Zeit ständig an der Zaunkonstruktion entlang der Brücke reiben“, so Lang. Das reibe den Korrosionsschutz ab, dann komme der Rost und dadurch letztlich die sicherungstechnische Gefahr. Lang: „Mal abgesehen davon, dass die Leute, die ihre Schlösser aufhängen, an der Außenkante der Brücke hinter dem Stahlgerüst nicht am allersichersten sind.“
Die Brücke entlang des Stauwehrs ist für Fußgänger und Radfahrer (sollten schieben) freigegeben. Pkw dürfen nicht darüber fahren. Auf den Schienen, die über die Brücke am Hengsteysee verlaufen, werden gelegentlich große Trafosysteme für den Betrieb des Wehrs transportiert. „Das mag jetzt übergenau klingen, aber das Gewicht der Brücke darf sich nicht großartig verändern“, sagt Lang.
Bei rund 800 Schlössern sieht RWE noch kein Problem
Bei rund 800 Schlössern bestehe da noch kein Problem, allerdings beobachte man bei RWE, dass die Schlösser-Aufhängerei eine überraschend zügige Eigendynamik entwickelt habe. Im Bereich von mehreren tausend Schlössern könne die Brücke aus transporttechnischer Sicht schon zu stark belastet werden. Dazu kommt, dass die meisten Liebenden tatsächlich einen Euro mehr für qualitativ hochwertigere und größere Schlösser ausgeben, die entsprechend schwerer sind.
„Sollte es irgendwann zu viel werden, müssen wir sicherlich eingreifen“, sagt Lang, „wir betrachten diese Brücke nämlich als technisches Bauwerk.“ Und nicht als Verewigungspunkt für Liebende. Schlösser abnehmen? Brücke sperren? Vieles ist denkbar. Vorausgesetzt, es kommen noch mehr Schlösser dazu.