Hagen. .
Jörg Dehm wird im Herbst 2015 für keine zweite Amtszeit als Oberbürgermeister der Stadt Hagen kandidieren. Dies hat der Verwaltungschef am Dienstagabend sowohl im geschäftsführenden CDU-Kreisvorstand als auch am Mittwochabend in einer gemeinsamen Sitzung des erweiterten Kreisvorstandes mit allen Vorsitzenden der Ortsunionen deutlich gemacht. Dabei versicherte der Mülheimer, der vor zwei Wochen – auch zur Überraschung seiner eigenen Partei – seinen Zweitwohnsitz in Wehringhausen geräumt hatte, dass er nicht etwa den kurzfristigen Wechsel in eine andere Tätigkeit anstrebe, sondern seine Legislaturperiode bis zum Finale in zweieinhalb Jahren durchziehen wolle: „Natürlich hat mich die Heftigkeit der Reaktionen deutlich überrascht“, resümierte Dehm gestern sein persönliches Empfinden. Allerdings entbehrten die Gerüchte, er habe bereits einen Nachfolgejob in der Tasche, jeglicher Grundlage.
CDU-Fraktionschef Wolfgang Röspel kündigte an, dass die CDU die nächsten Monate gewissenhaft nutzen wolle, um einen Nachfolger aus Hagen zu finden: „Die CDU stand immer für Glaubwürdigkeit, und das wollen wir auch weiter praktizieren.“ Allerdings machte er auch deutlich, dass es angesichts der großen Aufgaben, die Hagen zu bewältigen habe, zu einer Verschiebung der Gewichte zwischen Fraktion und OB kommen werde. „Jörg Dehm wird sich in Zukunft öfter unterordnen müssen – im Zweifelsfall hat bei Entscheidungen ab sofort die Fraktion wieder den Hut auf.“
Ebenso versicherte CDU-Kreisvorsitzender Christoph Purps, dass „der nächste Kandidat seinen Wohnsitz in Hagen hat“. Gleichzeitig unterstrich er, dass es aus CDU-Sicht keinerlei Kritik an der inhaltlichen Arbeit des OB gebe und die Partei daher auch bereit sei, ihn bis 2015 mitzutragen.
Scharfe Kritik tönte gestern hingegen aus dem Lager der Opposition. „Dehm ist auf der ganzen Linie an der Messlatte des selbst ernannten Verwaltungs- und Finanzfachmanns gescheitert und hat keines seiner Wahlkampfversprechen eingelöst“, betrachtete SPD-Fraktionschef Mark Krippner den OB-Rückzug als unausweichlich. „Stattdessen hat er mit seiner unseriösen Wohnsitzregelung Wortbruch begangen.“ Zudem erinnerte der Genosse an die laufenden Untreue-Ermittlungen. Gemeinsam sollten Dehm und die CDU den Weg für eine frühzeitige OB-Neuwahl frei machen, um weiteren Schaden von Hagen abzuwenden.
Grüne: Dehm wird zur Hypothek
Entsprechend forderte auch Grünen-Fraktionssprecher Jochen Riechel, dass Dehm über die „goldene Brücke der Landesregierung“ gehen und den OB-Sessel bereits zur Kommunalwahl im Mai 2014 freimachen solle: „Ein Manager auf Zeit muss auch erkennen, wann seine Zeit gekommen ist.“ Das sei auch im Interesse der CDU, denn für seine Partei würde Dehm immer mehr zur Hypothek. „Das externe Expertenmodell ist in Hagen grandios gescheitert.“
Mit Bedauern nahm hingegen die FDP die Dehm-Ankündigung zur Kenntnis: „Er ist der erste OB, der in unserer Stadtverwaltung dem Leistungsgedanken und nicht dem Parteibuch den Vorrang gab“, bilanzierte Liberalen-Fraktionschef Claus Thielmann. „Unzweifelhaft sind ihm Fehler unterlaufen. Doch wer handelt, macht Fehler. Wir respektieren die Entscheidung und erwarten von Jörg Dehm, dass er bis 2015 weiterhin ein aktiver, wenn auch manchmal unbequemer Verwaltungschef bleibt.“
Als „konsequenten Schritt“ beurteilte wiederum Hagen-Aktiv-Chef Josef Bücker Dehms Handeln: „Aus unserer Sicht ist jetzt jedoch der Zeitpunkt gekommen, die OB-Wahl auf das Jahr 2014 vorzuziehen, um somit zumindest eine weitere Beschädigung des höchsten Amtes in der Stadt zu verhindern.“
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