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Auf dem Weg die Böschung hinunter huschen dunkle Schatten nach links und rechts ins Gebüsch. Je näher man dem alten Backsteingebäude auf dem ehemaligen Reme-Gelände kommt, umso mehr steigt einem ein beißender Geruch in die Nase. Die lockere, trockene Erde im Schatten der Mauer ist das ideale Katzenklo. Und Katzen gibt es hier reichlich.

„Genau das ist das Problem“, sagt Heidi Hubert, die sich gemeinsam mit ihrer Tochter Dominique Raupert und den Katzenschützern des Tierschutzvereins Herdecke-Wetter schon seit fast drei Jahren darum bemüht, dass sich die verwilderten Katzen im Schöntal nicht weiter vermehren. „Doch wir kämpfen hier gegen Windmühlen“, sagt die Tierschützerin. „Denn die Katzen werden gefüttert, die Population wächst immer weiter.“

Inzwischen gebe es jede Menge blinder und kranker Katzen. Ein Eindruck, den auch das Kreisveterinäramt bestätigt, das in der vergangenen Woche vor Ort das Gespräch mit dem Eigentümer der Hallen, dem Busunternehmer Hoffmann, gesucht hat. Der wiederum sagt, dass er aus Tierliebe handelt und vor allem seine eigenen Tiere in den Hallen versorge.

Gegenseitige Vorwürfe

Der Ton ist längst nicht mehr so freundlich, wie er es vielleicht zu Anfang war. Damals stimmte Martin Hoffmann zu, mehrere Tiere sterilisieren zu lassen. Acht Katzen seien operiert worden, gekennzeichnet wurden sie aber leider nicht, sagen die Tierschützer. „Somit ist nicht zu erkennen, welche Katze sterilisiert ist und welche nicht.“ Andererseits wirft Martin Hoffmann den Tierschützern vor, dass auch sie die Katzen füttern. „Wir machen das, um die Tiere zu fangen“, erklärt Heidi Hubert. Nur wenn man die Katzen anfüttere, ließen sich die verwilderten Tiere überhaupt einfangen.

Ein Vorgehen, welches Amtstierarzt Peter Richter vom Kreisveterinäramt für richtig hält. „Probleme mit verwilderten Katzenpopulationen gibt es immer wieder“, sagt Richter und spricht von einem durch Menschen verursachten Problem. Denn dort, wo Katzen aus vermeintlicher Tierliebe gefüttert werden, wächst die Population. „Gut genährte Katzen haben größere Würfe“, so der Fachmann.

Um das Problem im Schöntal anzugehen, hat das Veterinäramt mit Martin Hoffmann vereinbart, dass nur noch seine Tiere gefüttert werden sollen. Um dieses sicherzustellen, sollen seine Katzen zunächst mit einem Halsband kennzeichnet und später mit einem Chip versehen werden.

Die Halle, in der Hoffmann füttert, müsste dann mit einem speziellen Zugang versehen werden, durch den nur noch die mit dem Chip versehenen Tiere durchkönnen. „Das werden wir auch kontrollierten“, sagt Peter Richter. Grundsätzlich handeln Ordnungsbehörden wie Veterinäre in einer Grauzone. Denn bei den Tieren im Schöntal handelt es sich um herrenlose Katzen. Die seien deutschlandweit ein Problem. Außerhalb von „befriedeten Regionen“ dürfen Jäger solche Tiere schießen, in der Stadt gibt es dagegen kaum Möglichkeiten, der Vermehrung Herr zu werden. Zumal es auch immer wieder Tierfreunde gibt, die sich im guten Glauben um die Katzen kümmern und sie füttern.

„Würde dies nicht geschehen, hätten zum Beispiel alte und kranke Tiere kaum eine Überlebenschance. Dann regelt es die Natur.“ Nun ist es an den Tierschützern, die geschlechtsreifen Katzen zu kastrieren.

„Dazu muss natürlich wieder gefüttert werden“, sagt Richter. Für einen begrenzten Zeitraum, um die Tiere einzufangen. Alle anderen Futterstellen sollen aber beseitigt werden.