Hohenlimburg. . Bis Ende 2014 muss für die Stadtbücherei Hohenlimburg ein neuer Standort gefunden werden. Zwei Gebäude stehen zur Debatte. Doch welches bevorzugen die Leser eigentlich? Die Sparkasse oder das Martin-Luther-Haus?
Das gedruckte Wissen der Stadt muss umziehen, spätestens bis Ende 2014. Doch welchen neuen Standort für die Bücherei bevorzugen eigentlich die Leser? Sparkasse und Martin-Luther-Haus stehen zur Debatte. Für Jonas steht fest: „Ich finde die Sparkasse besser, weil ältere Menschen schneller und besser hinkommen.“
„Manchmal bin ich zweimal in der Woche hier“, sagt der Elfjährige, der „Tim & Struppi“ und „Die drei Fragezeichen“ am liebsten mag. Doch so entschlossen wie Jonas sind nicht alle Leser. „Mir ist wichtig, dass die Bücherei überhaupt erhalten bleibt“, meint Sabine Böcker, die sich im Schnitt zweimal pro Monat Sach- und Kinderbücher oder aktuelle Romane ausleiht. „Ich gehe davon aus, dass es die Sparkasse werden wird“, vermutet die 44-Jährige, „doch es wäre auch schön, das Luther-Haus und damit die Fußgängerzone zu beleben.“
Rechtzeitige Lösung entscheidend
Beide potenziellen Standorte haben ihre Vor- und Nachteile. Die Sparkasse etwa hat viele Parkplätze zu bieten. „Und wenn alles auf einer Ebene liegt, findet man sich auch besser zurecht“, merkt Giulia (11), Fan von Hörspiel-CDs, einen weiteren Vorteil für das Geldinstitut an. „Das Luther-Haus ist aber ruhiger.“
„Am Ende aber wird wohl der Kostenfaktor entscheidend sein“, glaubt Christel Platte (70), die sich einmal im Monat mit historischen Geschichten und Familienromanen versorgt. Im Luther-Haus etwa, wo die Bücherei zwei Etagen belegen würde, müsste ein Aufzug gebaut werden. In der Sparkasse wäre eine gläserne Trennwand ausreichend. Außerdem wären im Gemeindehaus stets zwei Aufsichtskräfte notwendig.
Karin Renzing hat die Bücherei neu für sich und ihre beiden Kinder Annika (1) und Henrik (3) entdeckt. Die beiden lieben Sachbücher über Themen wie Bauernhof und Feuerwehr, aber auch Erzählgeschichten. „Beide Standorte sind gut, weil sie zentral gelegen sind“, sagt die 32-Jährige. „Mit den Kindern ist das Luther-Haus in der Fußgängerzone natürlich besser, weil man da nicht so aufpassen muss.“ Aber auch Parkplätze hätten natürlich ihre Vorteile.
Mit beiden Standorten wären die Leser wohl einverstanden. Viel wichtiger aber ist: „Die Leser haben Angst, dass die Bücher erst einmal eingelagert werden, wenn nicht rechtzeitig eine Lösung gefunden wird und dann gar nichts mehr passiert“, beschreibt Leif Kramps (43), einer von zwei hauptamtlichen Beschäftigten der Bücherei, die größte Sorge der Stammleserschaft. „Die Hauptsache ist, dass es einen reibungslosen Übergang gibt.“
Interkulturelle Funktion
Wichtig ist der Erhalt der Bücherei nicht nur für die Stammleser. Denn sie übernimmt nicht nur eine Bildungs-, sondern auch eine kulturelle Funktion. „Die Hausaufgabenhilfe wird von vielen Migrantenkindern besucht“, führt Kramps aus, „von denen viele nicht richtig Deutsch und nicht richtig Türkisch sprechen.“ Dieser integrative Faktor des gemeinsamen Lernens mit deutschen Kindern sei keinesfalls zu unterschätzen, gibt der Bücherei-Angestellte zu bedenken. „Auch unsere türkischsprachigen Kinderbücher sind äußerst beliebt.“
Anderen kulturellen Gruppen dient die Einrichtung ebenfalls an Anlaufpunkt: „Wir haben hier schon mal ein interkulturelles Treffen mit Frauen aus Migrantenfamilien durchgeführt“, erklärt Sabine Böcker. „Sie haben sich unterhalten, Kochbücher angeschaut und die Bücherei kennengelernt.“
Es geht also für die meisten Nutzer gar nicht primär darum, ob nun die Sparkasse oder das Luther-Haus die Bücherei beheimaten wird. „Der Erhalt der Bücherei an sich ist wichtig“, resümiert Leif Kramps.