Hagen. .

Die Zahlen rund um die Hagener Krankenhäuser klingen beinah dramatisch: Während im Bundesdurchschnitt etwa 600 Betten pro 100.000 Einwohner bereitstehen, sind es in Hagen 950. Damit werden in einer Großstadt, die laut aller Prognosen in den nächsten Jahren weitere 20.000 Bürger zu verlieren droht, schon heute gut 50 Prozent zu viele stationäre Plätze angeboten. Obendrein erwartet NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne), dass die gut 400 Kliniken im Land ihre Kapazitäten bis 2015 von heute noch 124.000 Klinikbetten um weitere 10.000 reduzieren. Zahlenspielereien, die nur allzu deutlich machen, dass der Druck zum Handeln in Hagen immens hoch ist.

Dass nun mit dem Allgemeinen Krankenhaus (566 Betten, 20 Intensivbetten, 1100 Mitarbeiter, 65 Millionen Euro Jahresumsatz) und der Katholischen Krankenhaus Gesellschaft (1350 Mitarbeiter, 24 Intensivbetten, 1350 Mitarbeiter, 92 Millionen Euro Jahresumsatz) ausgerechnet die beiden größten Anbieter am Ort zusammenfinden, ist kein Zufall. Beide Häuser haben kein Interesse an einem weiteren Kannibalisierungswettbewerb. Sie wollen vielmehr aus einer Position der Stärke und mit sich nahezu optimal ergänzenden Fachabteilungen (siehe Grafik) die Zukunft gestalten. Beide Häuser vertreten trotz der unterschiedlichen konfessionellen Ausrichtung nahezu identische Werte, die sich in entsprechenden Leitbildern widerspiegeln. „Wir werden insgesamt stärker und entwickeln uns zu einem Leuchtturmprojekt für die gesamte Region“, blickt AKH-Beiratsvorsitzender Dr. Bernd Wehberg optimistisch auf die Krankenhausfusion. Wohl wissend, dass beide Häuser zu einem Erfolg verdammt sind, wenn sie weiterhin erfolgreich das Eindringen eines privaten Krankenhausträgers auf den Hagener Markt verhindern wollen.

Welche Konsequenzen das neue Groß-Klinikum, das nach heutigem Stand einen Marktanteil von 71 Prozent abdeckt, auf das Evangelische Krankenhaus in Haspe (angebunden an die Stiftung Volmarstein) und das Krankenhaus in Elsey (angebunden an die Diakonie Südwestfalen) hat, bleibt abzuwarten. Doch wenn im Sommer der novellierte Landeskrankenhausplan auf den Tisch kommt, droht vor dem Hintergrund der Fusion eine erhebliche Verschiebung der Kräfte. „Unser gesamtes Umfeld schreibt rasante Verluste“, weiß Wehberg. Hinzu kämen zusätzliche Belastungen durch die Zusatzversorgungskasse, steigende Versicherungskosten, immer restriktivere Fallpauschalen sowie sinkende Pauschalen für Investitionen.

Das größte Einsparpotenzial für das neue Groß-Klinikum – als Organisationsform ist an eine gemeinnützige Gesellschaft (gGmbH) gedacht – ergibt sich, wenn man die dann vier Häuser an einem Standort zusammenführt. „Die Mehrhäusigkeit ist natürlich ein Kostenproblem“, setzt Paul Streppel, Verwaltungsratsvorsitzender der Katholischen Krankenhausgesellschaft, hohe Erwartungen in den Bau eines Hagener Krankenhaus-Neubaus, der in etwa zehn Jahren konkret werden soll. Mit etwa 900 Betten unter einem Dach in einem baulich optimal auf die lokalen Bedürfnisse zugeschnittenen Objekt lassen sich jährliche Einsparungen in zweistelliger Millionenhöhe erzielen. „Gleichzeitig wird die Versorgungsqualität und Versorgungssicherheit für die Bürger in Hagen verbessert“, blickt KKH-Geschäftsführer Norbert Schoop auch auf die medizinischen Entwicklungschancen. „Mit einem solchen Klinikum“, so sein AKH-Kollege Reinhard Tennert, „werden wird auch als Standort für neue Disziplinen attraktiv.“ Außerdem sei ein solches Haus mit seinen vielseitigen Karrierechancen auch für Ärzte und Pflegekräfte weitaus interessanter.