Hagen/Hamburg. .

Achtung, Achtung, eine wichtige Verkehrsdurchsage: Auf den Landstraßen zwischen Hamburg und Hagen ist ein Rollerfahrer unterwegs. Er hat sich nicht verirrt und braucht auch keine Hilfe. Der Mann ist auf dem Weg zu unserem Kartcup nach Hagen und freut sich einfach nur, wenn man ihm freundlich zuwinkt.

Roller? Hamburg? Kartcup?
Sie haben richtig gelesen. Der in Hagen aufgewachsene Dennis Kleemann legt den Weg aus seiner Wahlheimat Hamburg zum alljährlichen Kartcup in der Selbecke mit einem 50er-Roller zurück. Nur auf Landstraßen und Feldwegen. Mit einer schnittigen Piaggio Zip. Fünf Jahre alt. Rund 30.000 Kilometer gelaufen. Der Spaß dauert schlappe zehn Stunden.

Der Wahlhamburger Dennis Kleemann. Zehn Stunden Fahrt

Nein, man braucht dem 33-Jährigen nicht den Puls zu fühlen. Er hat nicht zu viel am Auspuff seiner Renn-Möhre geschnüffelt und hat auch keine chronische Langeweile. Der zehnstündige Trip von Hamburg nach Hagen ist für Kleemann ein Stück Lebensgefühl und mittlerweile zu einer Kult-Tour geworden. „Du kannst auf dem Roller so wunderbar die Seele baumeln lassen“, sagt er. „Und ganz im Ernst: 2,8 Liter Verbrauch, zwei Tankfüllungen und 16 Euro Kosten. Erzählt mir mal, wie man billiger nach Hagen kommt.“

Der ein oder andere Hagener wird dem aufgeschlossenen Kerl vielleicht schon mal über den Weg gelaufen sein. Zwischen 2006 und 2010 leitete er den Jack-Wolfskin-Store in der Volme-Galerie. „Ich wollte nie akut weg aus Hagen, aber auf den Norden habe ich immer ein Auge geworfen. Die Menschen sind rau und ehrlich. Ich mag das.“ Als im Hamburger Stadtteil Bergedorf eine Filiale neu eröffnet wurde, überlegte Kleemann nicht lang. Er tauschte „Guten Tach“ gegen „Moin moin“.

„Seitdem lebe ich in Hamburg, wo ein Auto völlig überflüssig ist. Das dauert alles viel zu lange und Parkplätze gibt es auch kaum“, sagt Kleemann. Also fährt er Roller.

„Im Grunde“, sagt Kleemann, „ist mein Roller ein VW-Käfer mit zwei Reifen. Der ist ja auch luftgekühlt.“ Auf seiner Tour von Hamburg nach Hagen fährt er ausschließlich über Landstraßen. Dabei kommt er nur an 15 (!) Ampeln vorbei. „Bei meiner ersten Tour 2011 habe ich mich nur von meinem Navi leiten lassen. Das wollte mich dauernd zurück auf die Autobahn bringen.“ Mit einem 50er-Roller wird es da aber problematisch.

„Also habe ich mir rund 25 Wegpunkte herausgesucht, an denen ich mich entlang hangele.“ Zwei Pausen macht er auf der 388 Kilometer langen Strecke. Mit öffentlichen Verkehrsmitteln wäre er von seiner Haustür in Hamburg bis zu seinen Eltern Georg und Marina in Dahl etwa sieben Stunden unterwegs. „Was machen da drei Stunden mehr auf dem Roller?“

Zum fünften Mal beim Kartcup

Am Kartcup teilzunehmen, ist für Kleemann so selbstverständlich wie das Tuten der Schiffshörner im Hamburger Hafen. „Wir fahren schon lange mit.“ Wir - das sind die „Incredibles“, die Unglaublichen. Wie gut passt dieser Name doch zu unserem Hagener Rollerfahrer?

Fünf Mal haben sie bisher teilgenommen. Am Anfang haben sie sich mal die „rasenden Rasenmäher“ genannt. Das passt ja irgendwie auch zu Kleemanns ausgefallener Anreise-Philosophie.

Passiert ist ihm unterwegs noch nie etwas. Es ist ja schließlich auch nicht viel los auf den Landstreifen zwischen Hamburg und Hagen. Auf dem Land, wo Deutschland am schönsten ist. „Da sind die zwei Pinkelpausen noch das Spannendste“, sagt er. Er verbindet den Besuch beim Kartcup wie immer mit einem Heimatbesuch in Dahl. Und am Tag danach geht es wieder zurück nach Hamburg. Natürlich mit dem Roller.

Achtung, Achtung, eine wichtige Verkehrsdurchsage . . .