Hagen.

1530 Hagener nahmen im vergangenen Jahr die Angebote der Schuldnerberatungen der Arbeiterwohlfahrt (AWo), der Diakonie Mark-Ruhr und der Stadt Hagen in Anspruch. Vor allem die Schuldenarten haben sich in den vergangenen fünf Jahren verändert. Die Bereiche Telekommunikation und Versandhandel treiben viele Schuldner an den Rand des finanziellen Ruins.

Tom Höppner von der Schuldnerberatung der Arbeiterwohlfahrt hätte noch viel mehr Klienten beraten können. „Ich habe bestimmt 100 Leute wieder wegschicken müssen“, sagt er. Für mehr Arbeit bräuchte es weitere Stellen.

Das Internet als Schuldenfalle? Zumindest bei der AWo-Schuldnerberatung macht der Versandhandel im Netz einen großen Teil der betreuten Fälle aus (45 Prozent). Noch immer sind Bankkredite aber der Hauptgrund in vielen Verschuldungsfällen. „Und der Telekommunikationsbereich steigt dramatisch“, sagt Tom Höppner, „und zwar über alle Altersgruppen verteilt.“

Energiekosten steigen weiter

Tom Höppner beobachtet außerdem mit Sorge, dass die Energiekosten vieler Schuldner immer mehr steigen, aber der Hartz-4-Satz im Vergleich dazu nicht. „Der Strompreis steigt ja auch immer weiter. In vielen Fällen werden Nachzahlungen fällig. Und Menschen, die einmal in Schieflage geraten sind, können es sich nicht leisten, auf Strom sparende Geräte umzusteigen.“

Während 55 Prozent aller Beratungen bei der AWo Insolvenz-Fälle sind, macht bei der Schuldnerberatung der Stadt Hagen die Kurzberatung einen Großteil der Kontakte aus (878 mal in 2012). 131 Insolvenzen wurden dort begleitet und 99 klassische Schuldnerberatungen durchgeführt. Im Gegensatz zur AWo werden die Schuldenarten hier nicht einzeln erfasst. Nach qualifizierter Einschätzung der bei der städtischen Schuldnerberatung tätigen Mitarbeiterinnen sind aber vor allem Arbeitslosigkeit, soziale Konflikte und Krankheit die Hauptgründe.

Rund 300 Personen kamen im vergangen Jahr zur Schuldnerberatung der Diakonie Mark-Ruhr. „Die Gründe sind unterschiedlich“, sagt Diakonie-Sprecher Fabian Tigges, „Familienzuwachs, Scheidung, Krankheit, Arbeitslosigkeit, Werbefallen und vieles mehr können den Ausschlag geben. Diese nehmen durch neue Phänomene in der Berufs - und Finanzwelt, wie beispielsweise Kurzarbeit, 400-Euro-Jobs oder die Nutzung des Internets zu und lassen Schuldenprobleme immer häufiger entstehen und sich verstärken.“ Der Umfang der Schulden liegt bei den Beratungsfällen der Diakonie zwischen unter 10.000 Euro bis weit über 100.000 Euro.