Hagen/Dortmund. . Der Hagener Einkaufsverbund Nordwest Handel AG eilt von Rekord zu Rekord - und macht sich damit angreifbar. Denn weil das Unternehmen an der Börse als unterbewertet gilt, ist die Aktiengesellschaft ist für Finanzinvestoren interessant. Doch das Unternehmen fürchtet eine Übernahme nicht und sucht einen neuen Standort - auch außerhalb Hagens.

Eine stabile Finanzverfassung mit einem Rekordergebnis und einer „Liquidität, die wir noch nie hatten“ könnte den europaweit tätigen Hagener Einkaufsverbund Nordwest Handel AG interessant für Investoren machen. Mit einer Marktkapitalisierung an der Börse, die mit 36,5 Millionen Euro unter dem Eigenkapital von 48 Millionen Euro liegt - bei einem im Verlauf des vergangenen Jahres um 5,7 Prozent auf 12 Euro gestiegenen Aktienkurs - gilt der Titel als unterbewertet und könnte interessant für international tätige Finanzinvestoren werden. Diese Gefahr sei aber nicht sehr groß, sagte Finanzchefin Annegret Franzen auf der Bilanzpressekonferenz.

„Die haben erkannt, dass Nordwest großes Potenzial hat und eine attraktive Verzinsung bietet“, sagte Franzen und fügte hinzu: „Wir möchten nicht bei Finanzinvestoren landen, aber ganz verhindern kann man das wohl nicht.“ Daher werbe das Unternehmen bei seinen Mitgliedern, die Aktien halten, dafür, noch mehr Aktien zu kaufen. Meldepflichtige Großaktionäre (über drei Prozent Anteil) sind die Rothenberger Holding mit 29,95 Prozent sowie Karl Pörzgen mit 3,10 Prozent. Ende 2012 ist aber Franzen zufolge auch der Kölner Finanzinvestor Scherzer eingestiegen, der viel Geld von Mittelständlern verwaltet. Er liegt aber nach Nordwest-Angaben noch unter der meldepflichtigen Drei-Prozent-Marke. Der Rest ist in Streubesitz. Finanzkreise gehen aber davon aus, dass Scherzer seinen Anteil im Lauf dieses Jahres aufstockt.

Viel Freude mit Haustechnik

Besonders viel Freude hat Nordwest 2012 der Bereich Haustechnik gemacht, der sich nach den Worten von Vorstandschef Jürgen Eversberg mit einem Plus von 5,3 Prozent auf 313 Mio. Euro Umsatz „sensationell gut“ entwickelt hat. Dabei geht es um Werkzeuge und Eisenwaren für Handwerker zum Renovieren und Modernisieren. „Wer für seine neue Einbauküche 20 000 Euro ausgibt, der zahlt auch für ein neues Bad 15 000 Euro“, zeigte Eversberg sich zuversichtlich.

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Diese Zuversicht hat jedoch mit Jahresbeginn einen kleinen Dämpfer erhalten. Grund: der lange Winter. „Wir sind mit einem Umsatzminus von 12,4 Prozent sehr schwach gestartet“, gab Eversberg zu. Auch die Haustechnik verlor mit allem, „was baunah ist.“ Das „kleinteilige Modernisierungsgeschäft“ im Handwerksbereich habe die Verluste nicht auffangen können. Insgesamt will Nordwest das Vorjahresergebnis trotzdem übertreffen.

Neue Zentrale gesucht

Ob das noch in Hagen sein wird, steht allerdings in den Sternen. Nordwest sucht ein neues Grundstück - in Hagen oder bis zu 25 Autominuten entfernt in Nachbarstädten, wie Eversberg mitteilte. Das könnte dann auch in Witten, Bochum Schwelm, Lüdenscheid oder Iserlohn sein - theoretisch. 2014 soll gebaut werden. Hagen ist offenbar nicht mehr erster Ansprechpartner, sondern nach den Worten des Vorstandschefs „nur noch einer von mehreren“. Er habe zweimal mit dem Oberbürgermeister gesprochen. Aber: „Wir brauchen kein altes Batterie-Gelände“, so Eversberg mit hörbarer Verärgerung. Damit läuft die Stadt Hagen Gefahr, ein weiteres Unternehmen mit über 300 Arbeitsplätzen zu verlieren.