Hohenlimburg. .

Aus, vorbei. Die Zeiten, in denen zum Bierchen am Tresen auch die Zigarette gehörte, sind seit dem 1. Mai endgültig Geschichte. Die Hohenlimburger Gastronomen haben sich auf das Nichtraucherschutzgesetz eingestellt und die Aschenbecher seit vergangenem Mittwoch aus ihren Kneipen verbannt. Doch wie verlief der erste rauchfreie Tag? Gab es viele Beschwerden der rauchenden Gäste? Oder blieben die sogar zu Hause?

„Bei uns klappt es ganz gut“, sagt Evangelia Giouroukake, Wirtin im Lokal „Bei Theo“. Im überdachten Hauseingang zur Kneipe gibt es nun einen Stehtisch mit Aschenbecher, an dem der Raucher seinem Laster frönen kann – oder er setzt sich bei solch frühlingshaftem Wetter gleich in den Biergarten. „Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert“, fährt die Wirtin fort, „und ich als Nichtraucherin sehe das positiv: Jetzt können auch Familien mit Kindern kommen und etwas essen und trinken. Das war früher ja nicht so.“

Auf weitaus weniger Gegenliebe stößt das Gesetz indes bei Olympia Ntouniapilen, die sich in der „Olive“ am Marktplatz für die Bewirtung verantwortlich zeichnet. „Wir sind entmündigt worden“, findet die Wirtin. „Demnächst schreibt man mir noch vor, was ich essen und wann ich eine Pause machen soll.“ Sie hätte es lieber gesehen, wenn jeder Kneipier selbst bestimmt hätte, ob er ein Raucher- oder Nichtraucherlokal führt: „Und jeder Gast könnte ebenso selbst entscheiden, ob er da rein geht.“ Eine erste negative Erfahrung mit dem Gesetz habe sie bereits gemacht, erzählt Olympia Ntouniapilen: „Ein Gast wollte am 1. Mai bei uns das Fußballspiel der Bayern sehen und hatte nicht dran gedacht, dass man nun nicht mehr rauchen darf. Als er das erfuhr, entschied er sich, das Spiel doch zu Hause zu gucken – mit einer Zigarette.“

„Man raucht weniger und spart Geld“

Wenige Meter weiter sitzt ein qualmendes Quartett im Biergarten vor dem „Limmeg“. Obwohl selbst Freund einer gepflegten Fluppe, sagt Gundolf Bäcker: „Mich stört das Verbot nicht. Jetzt raucht man eben weniger und spart Geld.“ Negativ findet er allerdings, dass in Gaststätten zusammensitzende Gruppen nun immer wieder auseinandergerissen werden, wenn ein Raucher mal eben eine dampfen geht.

Da im „Limmeg“ auch Speisen serviert werden, sind die Zigaretten dort ohnehin schon seit über zwei Jahren aus dem Gastraum verbannt. „Die meisten Stammgäste haben sich daran gewöhnt“, weiß Bedienung Nadine Kasiske, „nur einer ist seitdem nicht mehr gekommen.“ Um den rauchenden Kunden auch bei Kälte ein gemütliches Plätzchen anzubieten, stand im ersten Winter ein Raucherzelt vor der Kneipe. Das musste allerdings wieder entfernt werden – die Stadtverwaltung konnte sich damit nicht anfreunden.

Ungefähr 90 Prozent ihrer Gäste seien gegen das Rauchverbot gewesen, meint Anja Paul, Inhaberin der „Klamotte“: „Allerdings hat mir selbst ein Raucher schon gesagt, dass er es gut findet, weil jetzt die Klamotten nach dem Kneipenbesuch nicht mehr so nach Qualm stinken.“ Den Abschied vom Kneipen-Glimmstängel versucht Anja Paul den Rauchern etwas leichter zu machen, indem sie Schälchen mit Naschwerk auf die Tische stellt.

Sorgen bereitet der Wirtin allerdings die Vorstellung, dass die Gäste die Neuerung nicht annehmen könnten oder sich Anwohner beschweren, weil sich zu späterer Stunde qualmende Gäste vor der Tür unterhalten. „Normalerweise müsste ich eigens jemanden einstellen, der vor der Tür für Ruhe sorgt. Aber das geht natürlich gar nicht.“

Auswirkungen auf den Betrieb in seiner Gaststätte habe die Neuregelung bislang nicht mit sich gebracht, sagt Corbinian Peters vom „Alt Reher Stübchen“: „Am Mittwoch waren genauso viele Gäste da wie sonst auch – und gemeckert hat keiner.“ Ein Vorteil sei allerdings sein Biergarten vor dem Haus, ist sich Peters sicher: „Kneipen, die keinen besitzen, haben es da sicherlich schwerer.“ Als eingefleischter Raucher wird er selbst künftig wohl weniger paffen – schließlich könne die Theke nicht ständig verwaist sein: „Im Vordergrund stehen die Gäste.“

Pausen beim Skatspiel

Zu denen gehört Ulrich Wallbruch, der sich gerade im Biergarten eine Zigarette genehmigt – und dem Verbot so gar nichts abgewinnen kann. „Wir spielen hier Skat“, erzählt er, „und von den vier Leuten am Tisch sind meist drei Raucher.“ Deshalb werde nun häufiger eine Spielpause eingelegt, um sich an der frischen Luft eine anzustecken. „Und das ist einfach lästig.“