Hagen. . Geschäfte, Bäckereien und Apotheken beteiligen sich am Projekt Notinsel in Hagen. Sie sollen ein Anlaufpunkt für Kindern sein, die sich in bestimmten Situationen und Lebenslagen bedroht fühlen. Die Hagener Iniatoren haben die Idee von einem Projekt in Bochum übernommen.

Die Situationen können ganz unterschiedlich sein: Ein Kind fühlt sich von einem Fremden verfolgt, hat seinen Hausschlüssel vergessen oder sein Busticket verloren. Vielleicht versuchen aber auch Gleichaltrige, dem Kind sein Handy abzunehmen, vielleicht verhalten sich Erwachsene angsteinflößend oder ausländerfeindliche Gruppen üben Druck auf ein Kind, das „irgendwie fremd aussieht“, aus.

Und in genau solch einer Situation weiß ein Kind oft genug nicht, wohin es sich retten oder an wen es sich wenden kann. Notinseln sollen nun helfen, Kindern gut sichtbar zu signalisieren „Wo wir sind, bist du ­sicher“

Geschäfte, Banken und Apotheken machen mit

Zu Notinseln werden jetzt Geschäfte, Banken, Apotheken und offene Häuser wie zum Beispiel Einrichtungen der Caritas. „Wichtig ist, dass die teilnehmenden Häuser Ladenlokalcharakter haben, also ebenerdig zu erreichen sind“, erläutert Melanie Purps, Vorsitzende des Trägervereins der Freiwilligenzen­trale. Sie ist in Bochum auf das Projekt aufmerksam geworden und hat die Idee dann in Hagen angestoßen.

„Natürlich ist es nun ein Kraftakt, das Logo bei Kindern, Jugendlichen und Eltern bekannt zu machen“, räumt Stephanie Krause, Leiterin der Freiwilligenzentrale, ein. Man baue auf Multiplikatoren in sozialen Einrichtungen, in Schulen und bei der Polizei.

Die Polizei unterstützt das Projekt mit Tipps

Apropos Polizei: Auch sie sitzt mit im Projekt-Boot, appelliert an Notinsel-Partner, in „undurchsichtigen Situationen“ ruhig den Notruf (110) zu wählen. Denn: „Es gibt keine Lappalien“, wie Kriminaloberrat Sascha Mader betont. Außerdem unterstützen die Jucops das Projekt. „Wir streuen die Informationen, wo wir können, zum Beispiel bei der Verkehrserziehung und Fahrradausbildung“, verspricht Kriminalhauptkommissar Uwe Böhm.

Die Notinsel-Partner werden von den Mitarbeitern der Freiwilligenzentrale darüber informiert, wie sie im Falle einer Notsituation handeln sollen.

In 30 Ladenlokalen klebt das Notinsel-Siegel an Schaufenstern 

Die zentrale Frage „Was tun, wenn ein Kind meine Hilfe braucht?“ wird in kurzen, plakativen Sätzen beantwortet: „Schicken Sie das Kind nicht weg. Beruhigen Sie das Kind, vermitteln Sie ihm ein Gefühl von Sicherheit. Setzen Sie sich nach Möglichkeit mit Eltern, Kindergarten oder Schule in Verbindung oder wählen eine der Notfallnummern.“

Heute sei gegenseitige Hilfe, also „Hingucken und Reagieren“, leider keine Selbstverständlichkeit mehr, weiß Mader aus dem Polizeialltag zu berichten, „vor 50 Jahren waren Notinseln nicht nötig.“

18 Teilnehmer mit insgesamt 30 Ladenlokalen (darunter die Stadtbäckerei Kamp mit 17 Filialen) haben in den letzten Tagen das Logo sichtbar an Schaufenstern oder Eingangstüren angebracht. Oder kleben das Siegel in Kürze auf. „Uns ist wichtig, dass wir nicht nur Partner in der Innenstadt haben, sondern auch in den Wohnvierteln“, unterstreicht Melanie Purps.

Haspe, Dahl und Hohenlimburg unterrepräsentiert

Besonders Haspe, Dahl und Hohenlimburg seien in puncto Notinseln noch unterrepräsentiert. „Außerdem hoffen wir, dass uns auch ­Gastronomen unterstützen“, sagt ­Stephanie Krause. Die Begründung liegt auf der Hand: Restaurants und Gaststätten haben auch an Wochenenden geöffnet, außerdem herrscht dort häufig auch spät abends noch Betrieb.

Oberbürgermeister Jörg Dehm hat die Schirmherrschaft für das Projekt übernommen: „Es hilft, das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Und es ist schön, dass sich Ehrenamtliche dem Thema Bürger­sicherheit annehmen.“