Hagen. . Für viele junge Menschen wäre dies sicherlich der letzte Ort, an dem sie mehr als einen Tag verbringen würden: Die Einöde Islands. Friederike Lehnert aus Boelerheide will dort fünf Monate verbringen – als Au-pair am Fuße des Eyjafjallajökull, der einst den Flugverkehr in Europa lahmlegte.

Erinnern Sie sich noch an den isländischen Vulkan mit dem unaussprechlichen Namen, dessen Asche vor drei Jahren den Flugverkehr in halb Europa lahmlegte?

Eyjafjallajökull.

Er liegt im Süden der Insel, in einer gottverlassenen Gegend. Ausgerechnet dort will Friederike Leh­nert (20) fünf Monate ihres Lebens als Au-pair-Mädchen verbringen. Am Fuße des Eyjafjallajökull liegt ein einsamer Hof. Eyvindarmuli heißt er, die Familie Kristjonsdottir-Hakonarson züchtet dort Pferde und Schafe.

Wetter ändert sich täglich

Die Landschaft wirkt auf den ersten Blick öde und karg, als sei sie einem Roman des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halldor Laxness entsprungen. Bäume und Sträucher gibt es nicht, aber täglich ändert sich das Wetter und mit ihm die Farben der Umgebung. „Es gibt kein Land, das so viel zu bieten hat.“

Sagt Friederike Lehnert. Immerhin ist der Hof über eine Straße erschlossen. Doch, eine Straße gibt es. Die Kinder der Farmersleute, ein Mädchen (6) und ein Junge (1), besuchen im 22 Kilometer entfernten Hvolsvöllur (811 Einwohner!) die Schule bzw. eine Tagesstätte. Die junge Frau aus Boelerheide, die 2011 ihr Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium baute und im Herbst ein Medizinstudium aufnehmen will, wird also Zeit haben, sich neben der Kinderbetreuung auch mit den Tieren zu beschäftigen und Touristen auf Ausflügen ins Hochland zu begleiten. Sie werde ein eigenes Pferd bekommen, haben ihr die Gasteltern versprochen.

Isländer haben ein gutes Vorwarnsystem

Über allem aber schwebt der Vulkan. Er hat sich wieder beruhigt, der Eyjafjallajökull. Ja nun, sie habe die Stelle zugesagt und dann erst nachgeschaut, wo sich der Hof denn eigentlich befindet, gibt Friederike zu: „Aber ich habe keine Angst.“ Die Isländer wüssten genau, wie sie sich bei einem Ausbruch zu verhalten hätten, es gebe ein gut funktionierendes Vorwarnsystem.

Der Name eines anderen Vulkans in der Gegend lautet Katla, er ist zwar leicht auszusprechen, aber dafür zehnmal größer als der Eyjafjallajökull. Vulkanologen behaupten, er breche alle 80 Jahre aus. Die letzte Explosion erfolgte vor 92 Jahren, der Katla ist also überfällig. „Wenn er ausbrechen sollte, laufen wir den Hügel hinauf", sagt Friederike. Die Isländer gehen gelassen mit der Bedrohung um. So will sie auch sein. Mitte April beginnt ihr Abenteuer an einem der abgelegensten Flecken dieser Erde. „Da ist einfach nichts“, sagt sie. Und freut sich drauf.