Hagen-Mitte. .

Am Ostermontagabend fand in der Johanniskirche das erste Meisterkonzert der Reihe „Internationales Kammermusikfestival Hagen“ statt. Musikdozenten aus aller Welt stellten sich und ihre Schüler vor mit Werken aus Barock, Klassik und Romantik.

In der städtischen Musikschule werden bis Sonntag, 7. April, Schnupperkurse gegeben.

Der „Weihe des Hauses“ gewidmet waren die Deutschen Arien Nr. 4 und 6 von Händel. Melanie Maennls Sopran, begleitet von Roland Pröll, Klavier, und Howard Cohen, Querflöte, strahlte in zarten Farben „süße Stille“ und „ruhige Gelassenheit“ aus und jauchzte vor Freude in ­„Meine Seele hört im Sehen“, ohne theatralisch zu werden, mit der Flöte um die Wette. Das „Laudate Dominum“ von Mozart in einer „Schmalspur“- Bearbeitung nur für Klavier (Roberto Issoglio) und Geige (Yula Kim) gestaltete sie mit inniger Andacht bis auf einen opernhaften Akzent in Überlautstärke („. . . et spiritui sancto“).

„Undine“, die Sonate Op. 167 für Klavier (Pröll) und Querflöte von Carl Reinecke, führte in die Märchenwelt der Romantik: Der Pianist ließ das Wasser, die Welt der Nixe, in der Tiefe grollen und im Diskant in der Sonne glitzern, während die Flöte das schwermütige Lied einer zum Scheitern verurteilten Liebe dazu sang. Die 16 Jahre junge Koreanerin Yula Kim faszinierte das Publikum mit in Ausdruck und diffiziler Technik perfekten Bravourstücken von Paganini (Perpetuum mobile), Massenet (Thais Meditation) und Ravel (Tzigane), kongenial begleitet von Roland Pröll. Die beiden Pianisten heizten mit dem übermütigen 1. Satz aus der Sonate B-Dur für Klavier zu 4 Händen von Mozart die Stimmung auf.

Der Italiener spielte die Sonate A-Dur Op. 69 für Violoncello und Klavier von Beethoven temperamentvoll und farbenprächtig; Rolf Petrich am Cello ging sehr dezent vor; in solistischen Passagen klang sein Ton edel und süß. Eun Sun Kim, Violine, machte mit Scherzo-Tarantelle Op. 16 von Wieniawski diesem großen Geiger Konkurrenz, der in seinen Kompositionen die eigene Virtuosität zu Gehör bringen wollte. Die anspruchsvolle Loure aus der Partita III E-Dur BWV 1006 für Solo-Violine von Bach, reich an komplizierten Doppelgriffen, stellte ihr ein glänzendes Zeugnis der Barockmusikpraxis aus.

Pröll erzielte mit der 4. Ballade ­f-Moll Op. 52 von Chopin mit ihrer Vielfalt an pianistischen „Kunst­griffen“ und thematischen Kontrasten, mit ausdrucksvollem rundem Anschlag „ertastet“, Riesenapplaus und erfreute das Publikum mit einer Brahms-Zugabe.

Das Konzert hatte mit einer Dauer von drei Stunden Überlänge. Gut gemeinte, aber akustisch unverständliche Kommentare und eine über Gebühr ausgedehnte Pause hätten eingespart werden können.