Hagen. Wir haben in den Hagener Gotteshäusern zentrale Szenen des Kreuzwegs Jesu Christi aufgesucht und mit Kirchenleuten versucht, die Bedeutung der Motive für die heutige Zeit nachzuzeichnen.

Die Auferstehung und das Leben. Man muss kein tiefsinniger Bibelkenner sein, um zu wissen, dass das berühmte Zitat aus dem elften Kapitel des Evangeliums von Johannes wie kaum ein anderes mit der Botschaft von Ostern verbunden ist. „Ich bin die Auferstehung und das Leben, wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist. Und jeder, der da lebt und an mich glaubt, wird nicht sterben in Ewigkeit“, spricht Jesus dort.

Abseits einer Bibelstunde

Wir wollen in unserer Osterausgabe das Osterfest nicht neu erklären. Keine Bibelstunde. Keine historische Rückschau. Aber wir wollen die bildhaften Spuren finden, die die Leiden Jesu in den Gotteshäusern unserer Stadt hinterlassen haben. Die Spuren der Leiden, die Jesus für uns alle in den Tagen vor seiner Auferstehung durchlitten hat.

In vielen Gotteshäusern in Hagen hängen Gemälde, die den Kreuzweg, die „Via Dolorosa“, die leidensvolle Straße zeigen. Manche in Öl, manche in Pastell, andere in Messing und einige sind sogar gestickt. Und jeder Stadtteil und jedes Kirchenviertel ist stolz auf die Darstellungen in seinem Gotteshaus. Wir sind losgezogen. Nicht um zu zeigen, in welcher Hagener Kirche die schönsten, die kunstvollsten oder die größten Kreuzweg-Darstellungen hängen. Nein, wir haben mit Geistlichen, Gemeindereferenten und der Leiterin einer Kindertagesstätte über sechs Stationen des Kreuzweges gesprochen und uns an Ort und Stelle erklären lassen, was die jeweilige Szene, die jeweilige Geschichte heute für eine Bedeutung in unserem Alltag hat.

Streifzug durch die Gotteshäuser

Wir waren zu Gast in der Lukaskirche in Eckesey, in der Heilig-Geist-Kirche auf Emst, in der Kirche St. Antonius in Kabel, in der St. Michael-Kirche in Wehringhausen, in der Kirche St. Johannes Baptist in Boele und in der Kirche St. Konrad in Westerbauer. Im Blickpunkt: Sechs Stationen – allesamt in der WP-Printausgabe präsentiert – des traditionellen Kreuzweges. 1: Jesus wird zum Tode verurteilt. 2. Jesus nimmt das Kreuz auf seine Schultern. 3. Simon von Cyrene hilft Jesus das Kreuz tragen. 4. Das Schweißtuch der Veronika. 5. Jesus stirbt am Kreuz. Und 6., die letzte Station eines jeden Kreuzwegs: Der heilige Leichnam Jesu wird ins Grab gelegt, ein Kreuzweg-Motiv, das wir in der St.Antonius-Kirche in Kabel gefunden haben. Die künstlerische Darstellung in Kabel geht im gleichen Motiv noch einen Schritt weiter und deutet die Auferstehung Jesu an.

Vor der Messing-Darstellung in Kabel erklärt uns Gemeindereferent Sebastian Bicher, was die Szene heute im Alltag für ihn bedeutet: „Für mich als Christ ist ein Leben nach dem Tod wesentlicher Inhalt meines Glaubens. Das zeige ich an Ostern, wenn ich zusammen mit den anderen Gläubigen die Auferstehung Jesu Christi feiere. Das Leben endet nicht im Nichts, in der Sinnleere, sondern es gibt ein Leben nach dem Tod. Doch Auferstehung zu erklären, das kann ich nicht. Die Vorstellung des Jenseits, des Himmels übersteigt meine, übersteigt unsere menschliche Vorstellungskraft. Und doch versuchen wir Menschen uns der Vorstellung vom Tod und von dem, was mit uns danach geschieht, anzunähern. Dabei sind wir im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos. Wir benutzen bildhafte Formulierungen, die wir aus anderen Zusammenhängen kennen, um ein Leben nach dem Tod begreifbar zu machen. Eines dieser Bilder zeigt die letzte Station des Kreuzwegs der St. Antonius-Kirche in Kabel. Ein Sarkophag, aus dem ein Lebensbaum wächst. Auferstehung ist hier etwas, was wir gerade überall in den Gärten unserer Stadt erleben. Nach dem langen Winter wächst aus der scheinbar leblosen Erde neues Leben. Etwas Neues, Schönes blüht auf. Ein Bild, welches wir intuitiv verstehen. Darüber hinaus zeigt die Kreuzwegstation: Dieses Wissen um ein Leben nach dem Tod dürfen wir mit in unseren Alltag nehmen. Es ist keine einmalige Zusage, die nur an Ostern gilt. Daher hat der Sarkophag die Form eines Altartisches. Um diesen Tisch versammeln sich die Christinnen und Christen regelmäßig und verkünden sich gegenseitig die Frohe Botschaft von der Auferstehung Jesu. Eine Botschaft, die uns allen gilt und von der ich mich gerne ansprechen lasse.“