Hagen. . Der interreligiöse Dialog in Hagen trägt Früchte.
Der interreligiöse Dialog in Hagen gewinnt an Aufschwung. Aus dem Vorbereitungskreis für den Tag der Religionen im November 2011 und dem Arbeitskreis der vielbesuchten Ausstellung „Glaubenssache“ im Historischen Centrum ist das Forum der Religionen hervorgegangen, in dem Vertreter von Christentum, Judentum, Islam und Baha´i eine Annäherung versuchen.
„Wir begegnen uns inzwischen als Freunde“, beschreibt Dieter Osthus, Dechant der katholischen Kirche in Hagen, das Verhältnis der Religionsvertreter. Tatsächlich scheint es gelungen, die Religionen in Hagen in ein dauerhaftes Gespräch miteinander zu bringen, in dem, abseits aller kontroversen theologischen Positionen, tolerant und offen diskutiert wird.
Gemeinsam beten
Das gemeinsame Gebet ist ein weiterer Schwerpunkt der Forumsteilnehmer. Dass man durchaus zusammen am gleichen Ort und zu gleicher den Gott des Alten Testaments, Jesus Christus sowie Allah anrufen könne, erklärt Osthus: „Natürlich haben wir verschiedene Gottesbilder, aber auf der Ebene des jeweils eigenen Gottesbildes können wir miteinander beten.“ Wohlgemerkt, Osthus spricht von verschiedenen Gottesbildern, nicht verschiedenen Göttern.
Wunderbare Botschaft
Am meisten Überwindung kostet die Teilnahme am Forum der Religionen vielleicht der rund 220 Köpfe zählenden jüdischen Hagener Gemeinde. Das habe mit den historischen Vorurteilen gegen die Juden zu tun, so die Pädagogin Eva Feldheim: „Es hängt aber auch mit dem durch Vertreter des Islams nach Deutschland reimportierten Antisemitismus zusammen.“ Als Sternstunde habe sie neulich den Besuch eines türkischen Lehrers in der Hagener Synagoge empfunden, der sich ausdrücklich von vermeintlich judenfeindlichen Versen im Koran distanziert habe: „Das haben wir als eine wunderbare Botschaft empfunden.“
Als Vertreter des islamischen Bildungs- und Kulturvereins distanzierte sich Ibrahim Asman von fanatischen, unduldsamen Positionen: „Eine Religion, die Menschen verachtende Aussagen trifft, darf sich eigentlich gar nicht Religion nennen.“ Und er nehme für sich in Anspruch, durchaus für alle Muslime in Hagen zu sprechen.
Allerdings haben weder die Türkisch-islamische Union (Ditib) oder die Alevitische Gemeinde in Hagen auf das Angebot zum Dialog reagiert, bedauerte Johann-Christian Grote, evangelischer Pfarrer: „Wir haben angefragt, aber keine Antwort erhalten.“ Allerdings würden auch einige christliche Kirchen von einer Zusammenarbeit absehen.
Die in Hagen lebenden Hindus sind schwer greifbar, weil sie ihre Tempel in Hamm und Schwerte haben, von einer organisierten buddhistischen Gemeinschaft in der Volmestadt ist nichts bekannt. Dagegen stellt sich die nicht einmal 20 Mitglieder starke Gemeinschaft der Baha´i, die auf einen persischen Religionsstifter aus dem 19. Jahrhundert zurückblickt, dem Gedankenaustausch. Für Pfarrer Grote nimmt Hagen aufgrund seines hohen Migrantenanteil eine Art Vorreiterrolle ein: „Die Religionsvielfalt in unserer Stadt ist ein Schatz, den wir heben sollten.“