Ennepe-Ruhr. .
Der Ennepe-Ruhr-Kreis plant mit der Landesregierung einen der spektakulärsten Rad- und Wanderwege zumindest in NRW. Er soll unter anderem über das Viadukt gehen, das sich über das Gevelsberger Stefansbachtal spannt. Dort, also auf dem Viadukt, könnten Einfamilienhäuser sozusagen auf Stelzen in luftiger Höhe entstehen. Dafür interessiert sich zurzeit ein Schweizer Architekt. Ein Rad- und Wanderweg würde dabei seine Pläne nicht stören, erklärte Klaus Tödtmann, zuständiger Fachbereichsleiter beim Kreis, bei der Vorstellung im Kreisausschuss für Umwelt, Planung und Bauen.
Der Radweg soll vom Gevelsberger S-Bahnhof-West erst ein paar hundert Meter an der Straße entlang und dann ab der Haßlinghauser Straße über die alte Elbschetal-Bahntrasse rund zwölf Kilometer bis nach Wetter-Wengern führen.
Steigungsfrei ins Bergische Land
Ein Vertreter der beiden Planungsbüros Arge-Architekten und ST-Freiraum, die die künftige Attraktion für Touristen auf ihren Computern bereits entworfen haben, geriet im Ausschuss ins Schwärmen: „Überall ist Wasser, es sind Bäche, Seen und sogar Treppen über die es fließt. Wir haben einen schönen Baumbestand, Viadukte und historische Tunnel. Dadurch können Wanderer, Radfahrer und Inline-Skater steigungsfrei vom Ruhrgebiet ins Bergische Land kommen.“ In einigen Bereichen soll noch Kugelahorn den Baumbestand abrunden.
Der Weg soll insgesamt drei Meter breit werden. 2,50 Meter sind asphaltiert, rechts und links soll die eigentliche Fahrbahn von Schotterstreifen abgeschlossen werden. Die Vegetation soll in einigen Bereichen freigeschnitten werden, um einen Blick in die Umgebung zu erlauben. Fünf Millionen Euro will das Land Nordrhein-Westfalen in den Bau des Weges investieren. Der Haken: Ein Großteil der Mittel muss noch in diesem Jahr verbaut werden, sonst ist das Geld weg. „Spätestens am 2. November müssen die ersten Bäume fallen“, so Tödtmann.
Die ehemalige Gleisstrecke und die Gebäude an ihr - also die Tunnel und Viadukte - will das Landesstraßenbauamt (Straßen-NRW) von der Bahn zu einem symbolischen Preis kaufen. Die Bürgermeister von Gevelsberg und Wetter brauchen sich deshalb keine Sorgen darüber zu machen, dass eventuell hohe Unterhaltungskosten bei leeren Kassen auf sie zukommen werden. „Noch nicht einmal den Schnee im Winter müssten die Städte räumen lassen“, drückt es Tödtmann aus.
Ein Problem gilt es noch zu lösen. Am Silscheder Tunnel wurde eine seltene Vegetation entdeckt, die auf den ersten Blick eine Durchfahrt ausschließt. Als eine mögliche Lösung haben die Planungsbüros eine futuristisch anmutende Auffahrt vorgesehen.
Nicht nur der atemberaubende Blick von den Viadukten in Wengern und Gevelsberg soll den Weg auch zum Anziehungspunkt für Touristen von jenseits der Grenzen des Ennepe-Ruhr-Kreises machen. Der Weg sei das bisher fehlende Stück in einem ganzem Netz von Wegen, zum Beispiel dem beliebten Ruhrtal-Wanderweg. Außerdem gebe es durch den Start am Gevelsberger S-Bahnhof West eine direkte Anbindung an den Schienenverkehr. Am Wegesrand lockten romantische Biergärten zum Verweilen. Die Anbindung an die Innenstädte von Gevelsberg und Wetter sei direkt gegeben.
Nun will der Ennepe-Ruhr-Kreis die Pläne erst einmal mit den beiden Städten besprechen, durch den der Weg führt. Dann muss das Land die Mittel freigeben. „Sagen Sie denen, wir sind begeistert“, fasste der Sozialdemokrat Wolfgang Richter, Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Planung und Bauen, seine und die Stimmung seiner Kolleginnen und Kollegen zusammen. Und übereinstimmend begeistert sind Politiker auch im Ennepe-Ruhr-Kreis nur selten...