Hagen. . Der Rücktritt von Papst Benedikt XVI. vor einigen Wochen hat auch den Pfarrer der Mariengemeinde in Hagen-Mitte, Dr. Norbert Bathen, überrascht. Im Interview äußert er sich zum Pontifikat des deutschen Papstes und seinen Erwartungen an den Nachfolger.

Dr. Norbert Bathen (61) ist Pfarrer der katholischen Kirchengemeinde St. Marien in der Innenstadt.

Die Amtszeit von Papst Benedikt ist abgelaufen. Wie fühlen Sie sich?

Dr. Norbert Bathen: Natürlich war ich überrascht, als der Papst vor einigen Wochen seinen Rücktritt bekannt gab. Das konnte ja niemand erwarten, einen emeritierten Papst hat es noch nicht gegeben.

Respektieren Sie diesen Schritt?

Bathen: Benedikt XVI. tritt ja nicht aus Spaß zurück, sondern weil seine Kräfte nachlassen und das ist, wenn man mal 85 Jahre alt ist, auch ganz normal. Selbstverständlich verdient das meinen Respekt. Wir haben ja bei seinem Vorgänger Johannes Paul II. erlebt, dass eine gewisse Lähmung in der Kirche eintritt, wenn das Oberhaupt nicht mehr in der Lage ist, sein Amt mit aller Kraft auszufüllen.

Werden Päpste in Zukunft häufiger aus Altersgründen zurücktreten?

Bathen: Das ist Spekulation, wenngleich die Möglichkeiten der modernen Medizin ein immer höheres Lebensalter erlauben. Das sehen wir ja auch hier in Hagen. Aber einem Papst kann niemand Vorschriften machen; ob zukünftige Päpste Benedikts Beispiel folgen, kann niemand voraussagen.

Kennen Sie Benedikt persönlich?

Bathen: Ich bin ihm mehrmals begegnet, wenn ich in Rom war. Allerdings war er da noch nicht Papst, sondern Kardinal. Er hat Anteil genommen an meinem Werdegang. Ich habe ja in Philosophie promoviert und eine Zeit lang überlegt, die wissenschaftliche Laufbahn einzuschlagen. Das ist dann anders gekommen, aber ich habe bei meinen kurzen Begegnungen mit ihm auch darüber gesprochen.

Wie beurteilen Sie das Pontifikat des Papstes? 

Bathen: Es hatte seine Schattenseiten wie den Missbrauchsskandal oder die Vatileaks-Affäre. Diese Dinge sind dem Papst allerdings nicht persönlich anzulasten, er konnte nichts dafür. Ich sehe vor allem eine Einheit mit dem Pontifikat seines Vorgängers, unter dem er ja schon Präfekt der Glaubenskongregation war. Was Johannes Paul verlautbarte, das war vorher über den Schreibtisch von Kardinal Ratzinger gegangen. Sie mögen unterschiedliche Persönlichkeiten gewesen sein, haben aber doch eng zusammengearbeitet.

Und der neue Papst? Was für eine Persönlichkeit wünschen Sie sich?

Bathen: Am wichtigsten ist eine absolut integere, glaubwürdige Persönlichkeit. Das kann auch jemand von einem anderen Kontinent sein. Rasse und Hautfarbe spielen in der Weltkirche eh keine Rolle. Ich habe keinen Lieblingskandidaten.

Hoffen Sie auf eine Aufhebung des Zölibats?

Bathen: Dazu wird es, glaube ich, nicht kommen, und ich fände das auch nicht gut. Der Zölibat ist zwar keine göttliche Einsetzung, aber doch derart eng mit der lateinischen Kirche verbunden, dass es nicht zu einer Änderung kommen wird.