Hagen. Als der Stadtrat im November 2007 die Baumschutzsatzung aus Kostengründen gekippt hat, waren die Bedenken groß, dass fortan viele schöne Bäume den Kettensägen zum Opfer fallen.
Kürzlich sollte Forstamtleiter Horst Heicappell im Umweltausschuss öffentlich Bilanz ziehen - was jedoch offenbar gar nicht so einfach ist.
„Genaue Zahlen kann ich nicht liefern”, verkündete Heicappell, „die Erhebung wäre viel zu aufwändig.” Er bestätigte allerdings, dass es direkt nach der Ratsentscheidung zu zahlreichen „Frustfällungen” gekommen ist. Eigentümer, die mit ihren Abholz-Absichten zuvor an den Vorschriften gescheitert waren, nutzten sofort die Gunst der Stunde. Die Baumschutzsatzung hatte geregelt, dass Laub- und Nadelbäume mit großen Stammumfängen nicht ohne Genehmigung gefällt werden durften.
Wenig zufrieden mit dem Bericht des Forstamtsleiters ist Hubertus Wolzenburg, Fraktionsgeschäftsführer der Grünen. „Er entspricht nicht dem, was wir vereinbart haben. Wir werden noch einmal einen genaueren Bericht anfordern.” Wolzenburg räumt aber auch ein, dass die Zahlen schwer zu erheben sind. Deshalb müsse man sich zurzeit mit einer „gefühlten Übersicht” begnügen, und die fällt bei ihm so aus: „Es stehen zwar noch Bäume, aber die Zahl der Fällungen hat deutlich zugenommen.” Bis Ende März 2008 hätten viele Bürger Abholzungen bei der der extra eingerichteten Hotline gemeldet. „Es ist aber schwierig aufzuschlüsseln, ob diese Bäume überhaupt durch die Baumschutzsatzung geschützt gewesen wären”, gibt Wolzenburg zu bedenken.
Forstamtleiter Heicappell berichtete auch von einigen Anrufern, die sich freuen, ihre Bäume nun ungestört wachsen lassen zu können. Schließlich laufen sie nicht mehr Gefahr, dass sie zu groß werden und dann nicht mehr gefällt werden dürfen. Dieses Argument hält Wolzenburg für Unsinn, und deshalb kündigt er für den Wahlkampf an, dass die Grünen die Baumschutzsatzung wieder einführen wollen. „Das kann zunächst auch ohne neues Personal geschehen”, schlägt Wolzenburg vor. „Dann wäre die Satzung zwar zunächst zahnlos, aber sobald wieder Geld in der Stadtkasse zur Verfügung steht, könnte die Stadt wieder mit Kontrollen beginnen.” Zudem würde eine Baumschutzsatzung auch Einnahmen generieren, indem sich die Eigentümer eine Fäll-Genehmigung erkaufen können.