Boloh. .
Als er auf den Knopf drückte und sich die Türen schlossen, standen sie mit Tränen vor den Fenstern. „Da ist mir das Herz doch schwer geworden“, sagt Bernward Dieterich (60). Das war an jenem Tag in der letzten Woche, an dem er die Kinder der Grundschule Boloh zum letzten Mal mit dem Schulbus gefahren hatte.
Aber eigentlich soll das hier gar keine traurige Geschichte werden. Besser eine die so ist, wie der Mann, den die Kinder „Berni-Bärchen“ oder „Apfel Bernd“ nennen. Es ist die Geschichte von einem besonderen Busfahrer der Hagener Straßenbahn AG, vermutlich vom beliebtesten.
Busfahrer, das ist jene Berufszunft, die täglich starke Nerven braucht und (oft zu Unrecht) als grimmig und motzig beschrieben wird. „Apfel-Bernd“ und seine Kollegen aus dem Schulbusverkehr, die jeden Morgen dafür Sorge tragen, dass hunderte Hagener Schüler pünktlich zum Unterricht erscheinen, sind anders. Sie lachen viel, sie strahlen und sie freuen sich auf ihre Fahrten.
Und doch ist „Apfel-Bernd“, der 15 Jahre lang Schulbusse gefahren hat, ein ganz besonderes Exemplar der Spezies Schulbusfahrer. „Die Kinder haben einen Narren an ihm gefressen“, sagt Detlev Wahn, „da kommt keiner von uns anderen ran. Und dazu kommt, dass der Berni ein toller Kollege ist.“
„Apfel-Bernd“ heißt „Apfel-Bernd“, weil er vor Jahren mal ein paar Stücke Apfel an die Kinder verteilt hatte. Am nächsten Tag stiegen die Schüler wieder in seinen Bus und fragten nach Obst. Also teilte „Apfel-Bernd“ sein Frühstück noch einmal. Und weil ein Apfel für den ganzen Bus natürlich nicht ausreichte, nahm künftig „Apfel-Bernd“ mehr als nur einen Apfel mit. „Eines Tages habe ich in einem Geschäft einen Apfelteiler gesehen“, sagt „Apfel-Bernd“, „den hab’ ich gekauft. Da ging’s dann schneller.“
„Apfel-Bernd“ verteilt Äpfel, er verschenkt Bonbons, und er singt mit den Kinder Lieder. „Ein Lied über die Boloh-Grundschule hat der ,Apfel-Bernd’ selbst für uns gedichtet“, sagt Alex, die die vierte Klasse der Grundschule besucht. „Der ist einfach besonders nett und erzählt uns immer Geschichten.“
Ein T-Shirt mit Unterschriften haben sie ihm am Freitag nach seiner letzten Fahrt auf dem Betriebshof der Hagener Straßenbahn AG geschenkt. Und eine CD mit dem Boloh-Lied. Und natürlich einen Apfel. „Die Kinder lieben ihn heiß und innig“, sagt Hannelore Michaelis, Leiterin der Grundschule Boloh, „wenn der Bernward fährt, ist alles prima.“
Der Bernward, also der „Apfel-Bernd“, fährt aber jetzt nicht mehr. „Busfahrer im Schulbusverkehr – das war ein Beruf, der war mir einfach auf den Leib geschnitten“, sagt der „Apfel-Bernd“. „Starke Nerven brauchte ich nicht. Die Kinder zu fahren – das war mir eine Freude. Sie sind mir alle ans Herz gewachsen.“
Jetzt ist er 60 Jahre alt, der „Apfel-Bernd“. Und er tritt in die passive Phase seiner Altersteilzeit ein. Und da will er sich künftig um seinen Enkel Lennart kümmern, der im März zwei Jahre alt wird. Seine Apfel-Schneide-Maschine hat der den Kindern geschenkt.