Haspe. .
Die Jürgens GmbH ist der fünftgrößte Mercedes-Händler Deutschlands. Mit der Eröffnung des Smart-Centers an der Berliner Straße hat das Unternehmen sein Angebot im unteren Fahrzeugsegment erweitert. Über Mobilität von Morgen und über die Tradition am Standort Hagen sprach unsere Zeitung mit Eigentümer Jürgen Jürgens, der heute seinen 60. Geburtstag feiert, seiner Frau, Dr. Claudia Fular-Jürgens, und mit Franco Barletta, Geschäftsführer der Jürgens- Gruppe NRW und Brandenburg.
Welche Bedeutung hat das neue Smart-Center für das Unternehmen?
Barletta: Es ist für uns wichtig, die Produktpalette nach unten hin abzurunden. Smart ist auch deshalb von Bedeutung, weil bei dieser Marke das Thema alternative Antriebskonzepte noch schneller zu realisieren war als bei Mercedes-Benz.
Jürgens: Wir sind damit die einzigen in Hagen und im Märkischen Kreis, die Smart-Neuwagen anbieten. Die Übernahme ist Bestandteil unserer Wachstumsstrategie.
Interessieren sich Kunden vermehrt für alternative Antriebskonzepte?
Barletta: Eindeutig ja. Auch bei Mercedes gibt es ja Hybrid-Modelle in der S- und jetzt neu in der E-Klasse. Das ist ein deutliches Zeichen für eine Weiterentwicklung.
Jürgens: Ansprüche und Bedürfnisse der Kunden haben sich geändert. Dem muss man Rechnung tragen, wenn man sein Unternehmen zukunftssicher ausrichten will. Auch unser Käuferklientel ist anders geworden. Wir zählen heute mehr Frauen zu unseren Kunden.
Ist Elektromobilität ein Konzept, das Zukunft hat?
Jürgens: Ich glaube, dass Entwicklungen Zeit brauchen. Und auch Menschen brauchen Zeit, um sich moderne Techniken zu erschließen. Unabhängig davon muss die Infrastruktur vorhanden sein.
Barletta: Wir haben selbst zwei Lieferfahrzeuge, die rein elektrisch unterwegs sind. Damit erledigen wir Fahrten in der Umgebung. Das beweist, dass E-Mobilität absolut alltagstauglich ist.
Sind Sie selbst schon einmal ein Elektroauto gefahren?
Fular-Jürgens: Ja zeitweise. Und ich muss sagen: Das macht Spaß. Es ist ein schönes Gefühl, und man unterschätzt die Dynamik, die dahinter steckt. Beeindruckend ist die fehlende Geräuschkulisse, die man bei einer Autofahrt ja erwartet.
Barletta: Auch das Drehmoment, mit dem ein Elektroauto aufwarten kann, ist in einer topographisch anspruchsvollen Stadt wie Hagen beeindruckend.
Dann müssten Elektroautos Verkaufsschlager sein. . .
Barletta: Nein. So weit sind wir noch nicht. Es braucht Zeit, bis Menschen ihre Vorbehalte, die es ohne Zweifel gibt, am besten durch eigenes Erleben abgebaut haben. Aber aus meiner Sicht gibt es im Stadtverkehr bezogen auf den CO²-Ausstoß keine vernünftige Alternative. Der Smart ist deutlich günstiger als die anderen Elektroautos auf dem Markt. Hinzu kommt ein Batterie-Miet-Konzept, das das Risiko für Konsumenten minimiert.
Braucht es eine Portion Idealismus für den Umstieg?
Barletta: Noch kostet der Idealismus ein paar wenige Cents mehr pro Kilometer. Aber bei steigenden Kraftstoffkosten rückt der Punkt, an dem sich Elektromobilität auch finanziell rechnet, immer näher.
Ihr Unternehmen hat am Standort eine lange Tradition hat. Warum?
Jürgens: Ich glaube, unser größter Vorteil ist, dass wir ein Familienunternehmen sind. Eines, in dem Tradition und Werte auch in dritter Generation eine große Rolle spielen. Unser Ziel ist es nicht, Gewinne sofort abzuschöpfen, sondern das Geld für Investitionen in die Zukunft zu verwenden. Priorität hat für uns die Nachhaltigkeit. Das ist wichtig für die Mitarbeiter, für das Unternehmen selbst, für die Eigentümer, aber auch für die Region.
Was verbindet Sie mit Hagen?
Jürgens: Ich denke, dass auch eine besondere Verantwortung mit der Tatsache verbunden ist, dass wir ein Familienunternehmen aus Hagen sind. Mit dieser Verpflichtung, diesen Wert zu bewahren, bin ich groß geworden. Sie bestimmt meine innere Einstellung. Ich habe eine Zeit lang an anderen Orten gelebt – aber nach Ausbildung und Studium hat es mich nach Hagen in den großväterlichen Betrieb gezogen.
Blicken Sie als Unternehmer mit Sorge auf Hagen?
Jürgens: Natürlich. Weil gewisse Entwicklungen in der Stadt auch unser Handeln bestimmen. Wenn ein Unternehmen in schwierigen Zeiten den Standort verlassen will um woanders eventuell bessere Umfeldbedingungen zu finden, bedeutet dieser Schritt für den Standort eine weitere wirtschaftliche Verschlechterung und für das Unternehmen nicht unbedingt eine Verbesserung. Ich sehe das Unternehmen manchmal wie ein Schiff mit einer Mannschaft, mit der Geschäftsführung als Kapitän, mit mir als Reeder. Die Zukunft dieses Schiffs liegt klar in Hagen.
Wie gut ist denn das Unternehmen derzeit aufgestellt?
Jürgens: Ich habe 2006 das Unternehmen in einer schwierigen Phase übernommen. Das war eine Herkulesaufgabe. Seither hat sich einiges geändert. Jüngste Maßnahme war, dass wir Service und Verkauf am Standort Schwelm zusammengelegt haben. Außerdem haben wir ein Servicekonzept für ältere Fahrzeuge entwickelt, das großen Zuspruch bei den Kunden gefunden hat. Insgesamt sind wir so gut aufgestellt wie seit vielen Jahren nicht mehr.
Barletta: Wir sind optimistisch, dass die Firma Jürgens weiter prosperieren wird. Auch weil es nicht wie in einer Aktiengesellschaft auf Quartalszahlen ankommt. Weitere Expansionen – so wie sich eine Gelegenheit im Unfeld anbietet – sind nicht ausgeschlossen.