Hohenlimburg. .

Die Hohenlimburger Gaststätten- und Restaurant-Landschaft ist in Bewegung geraten. Mächtig sogar. Die Zeiten, als es unterm Schlossberg noch 60 Gaststätten gab, sind längst vorbei. An vielen Lokalen hängen unübersehbar Schilder: geschlossen.

Das „Lotus“-Restaurant an der Elseyer Straße ist seit dem 31. Januar zu. „Die chinesischen Pächter haben gekündigt“, sagte Jörg Reimann, Besitzer der Immobilie, auf Anfrage. In welcher Form das Lokal in Zukunft genutzt wird, wollte er noch nicht verraten. „Noch sind nicht alle Überlegungen abgeschlossen.“

Auch die Gaststätte „Kanapee“ an der Lindenbergstraße ist ebenfalls seit dem 31. Januar dicht. Dort hängt ein unübersehbares Banner: Ladenlokal / Büro zu vermieten. „Ich hätte gerne wieder eine Gaststätte“, betont Hausbesitzerin Elke Wessels, aber bislang haben sich ausschließlich Nicht-Gastronomen beworben: ein Versicherungsmakler, ein Pflegedienst und eine Fahrschule.

„Das Nichtraucher-Gesetz macht vielen Gaststätten zu schaffen“, liefert Elke Wessels eine Begründung, warum die Kneipen-Kultur verloren gegangen ist. „Früher sind nach dem Training oder nach den Spielen die Sportler noch in die Gaststätte gegangen, um gemeinsam ein Bier zu trinken. Diese Zeiten sind vorbei.“ Ebenso die Zeiten der Stammtische, an denen sich, wie an der Lindenbergstraße, die Ur-Elseyer getroffen haben.

Unübersehbar ist auch das gelbe Schild am „Haus Nordhoff“ an der Iserlohner Straße. „Gaststätte ab 1. April zu vermieten.“ Betreiberin Annette Bunse hatte schon im Vorjahr angekündigt, mit 65 Jahren sich anderen Aufgaben widmen zu wollen. Sie hatte insgesamt acht Jahre das „Haus Nordhoff“, das fast 45 Jahre besteht, geführt und immer ein offenes Ohr für ihre Gäste gehabt.

Wie diese Zeitung erfuhr, haben sich mehrere Interessenten gemeldet, die Gaststätte zum 1. April übernehmen zu wollen. Aber noch ist keine Entscheidung gefallen.

Lindekamp verlässt Schloss

Veränderungen gibt es auch im Hohenlimburger Schloss. Zur Jahresmitte wird Bernd Lindekamp, der das Schlossrestaurant im September 2011 von seinem Vater Wolfgang übernommen hat, ausscheiden. Fürstenhaus und Restaurantbetreiber konnten sich dem Vernehmen nach über neue Vertragsmodalitäten nicht einigen. Wer und in welcher Form ab Sommer das Restaurant übernehmen wird, ist noch nicht geklärt.

So geht am Schloss eine Ära zu Ende. Darauf verwies gestern Abend bei der Jahreshauptversammlung des Hohenlimburger Heimatvereins der Vorsitzende Widbert Felka, der die herausragende Bedeutung von Wolfgang Lindekamp und Werner Humme für die Schloss-Gastronomie würdigte, schließlich hatte Wolfgang Lindekamp seit 1976 „sein“ Restaurant zu einem der führenden gastronomischen Objekte in Hagen werden lassen.

Hat die Gastronomie in Hohenlimburg keine Zukunft mehr? Ist die Konkurrenz von Hagen oder des angrenzenden Sauerlandes oder des Ruhrgebietes zu groß? Denn u.a. sind auch die Gaststätte „Altstadt“, das „Alt Limburg“, die „Taverne“ oder die Gaststätte „Haus Busch“ geschlossen.

Keine ,After-Work’-„Kultur“

Auch Herbert A. Dabringhaus, Fachbereichsleiter der SIHK Hagen, kennt kein Patentrezept, der sterbenden Gastronomie neues Leben einzuhauchen. „Die Problematik ist vielfach nicht zu erklären. Es gibt Lokale, da ist die Hütte über viele Jahre voll, und plötzlich geht dann niemand mehr hin.“ Das Hauptargument des Gaststättensterbens ist auch für ihn das veränderte Verbraucherverhalten in Deutschland. „Die einst üblichen Kneipenbesuche nach Dienstschluss sind vorbei. Dazu hat auch das Absenken der Promillegrenze beigetragen. In den Niederlanden und auch in England ist das anders, da gibt es noch eine ,After-Work’- „Kultur“, berichtet er.