Haspe. Der Hasper Hans Werner Urbanski hat das Weiße Haus aus Lego-Steinen nachgebaut.

Die Fahne weht auf dem Dach. Aber der Präsident ist nicht zu sehen. Nicht vor dem Haus, nicht dahinter, nicht an den Seiten. Dabei hat er gerade seinen Mietvertrag um vier Jahre verlängert. Vermutlich ist Barack Obama irgendwo im Weißen Haus – bei Michelle und den Kindern. Oder bei Bo, dem Präsidentenhund. Obwohl es mit dem Innenausbau nicht so weit her ist, wie Hans-Werner Urbanski einräumt.

„Ja“, so Hans-Werner Urbanski, der Mann der weder hören noch sprechen kann und für den seine Tochter Carolin die Gebärdensprache übersetzt. „Einmal vor dem Weißen Haus in Washington zu stehen – das wäre ein Traum.“

Architekt im Wintergarten

Bis Washington ist es von der Höxterstraße in Haspe weit. Hier in einem Wintergarten sitzt Urbanski, der Statiker, Architekt und Baumeister in einem ist, und baut seine Traumwelt. Wie ein Kind aus Lego-Steinen, aber doch ganz anders. Größer und detailreicher. Jetzt im Winter ist das Weiße Haus entstanden, davor einmal die Dresdner Frauenkirche oder die Titanic.

Die Baupläne der Präsidentenresidenz sind vermutlich streng geheim. „Bevor ich losgelegt habe, habe ich mir Fotos im Internet angeguckt“, sagt Hans-Werner Urbanski, „dann habe ich ausprobiert, wie ich mit dem Maßstab hinkomme.“

55 Stunden Arbeit

55 Stunden hat Hans-Werner Urbanski an seinem Traumhaus gebaut: „Ich habe mich auf das zentrale Gebäude konzentriert, größer war die Holzplatte, auf der ich das Haus errichtet habe, nicht.“

Als Kind hat der kleine Hans Werner mit Lego gespielt. Dann hat ihn die Faszination wieder losgelassen. Seit 33 Jahren baut Urbanski (61) wieder. Mit sieben verschiedenen Farben hat er angefangen. Heute gibt es Steine in den unterschiedlichsten Farben und Formen. Sie lagern in seinem Keller, sie lagern fein säuberlich sortiert in Kästen im Wintergarten. „Wie viele es sind, weiß ich nicht“, sagt er, „vermutlich mehr als eine Million.“

Viele Hagener Gebäude

Auch viele Hagener Gebäude sind daraus entstanden. Festgehalten hat Hans Werner Urbanski die Erinnerung in Fotoalben. Die an den Langen Oskar, die an das Haus Harkorten, die an den Hauptbahnhof schon dreimal oder die an das historische Rathaus zum Stadtjubiläum.

Dabei liegt die Lebensdauer der Häuser oder Fahrzeuge meist nur bei ein paar Monaten. „Oft brauche ich die Steine für das nächste Projekt“, sagt Hans-Werner Urbanski, „aber ein bisschen Wehmut ist schon dabei, wenn ich einen Bau abreißen muss. Die Dresdner Frauenkirche habe ich rund ein Jahr stehen lassen.“

An einen Abriss des Weißen Hauses denkt Hans-Werner Urbanski noch nicht. Erst Anfang Januar hat er eines der bekanntesten Gebäude der Welt fertiggestellt. Aber neue Projekte hat er schon im Kopf: Das alte Bahnwärterhäuschen in Haspe reizt ihn oder das Wasserschloss Werdringen in Vorhalle. Gebäude, bei denen es kein Traum bleiben muss, einmal davor zu stehen.