Hagen. Nach den Erdbeben auf den Salomonen geht es auf der Facebookseite einer Hagener Tierschutzvereinigung hoch her. Die Nutzer jubilieren, sprechen von Karma und gerechter Strafe für die Delfinfang betreibenden Inselbewohner. Der Seitenbetreiber distanziert sich von den Äußerungen.

Mehrere Menschen starben, Tausende wurden obdachlos. Erdbeben und eine Tsunami-Welle haben die salomonischen Inseln im Pazifik verwüstet. 19 Facebookusern gefällt das – Stand Freitagmittag. Statt Mitleid herrschen unter einigen vermeintlichen Tierfreunden Häme und Freude über das Leid der Bevölkerung.

Auf der Facebookseite des Wal- und Delfinforums (WDSF) aus Hagen schlägt sich diese Haltung nieder. "Es rächt sich!!!", lautet ein Post. "Karma…“", kommentiert eine andere Nutzerin süffisant. Andere Kommentatoren gehen noch weiter. "Es hätten genau so viele drauf gehen sollen, wie sie Delfine getötet haben!", schreibt eine Nutzerin.

"Jetzt bitte Taiji und Faroer"

Der Zorn der Schreiber richtet sich gegen die Inselbewohner, die nach Berichten von Umweltschützern nur wenige Tage vor dem Unglück hunderte Delfine getötet haben sollen.

Die Stimmung auf der Facebookseite ist hasserfüllt, mitunter menschenverachtend. Ein Eintrag fordert gar: "Jetzt bitte Taiji und Faroer." Wie die Salomonen gelten die japanische Stadt und die Inselgruppe als Wal- und Delfinfangunterstützer.

Doch nicht alle Nutzer reihen sich in die Hasstiraden ein. "Aber es sterben auch immer Menschen, die vielleicht gegen das Abschlachten der Tiere sind, das darf man nicht vergessen", schränkt eine Nutzerin ein.

Betreiber geht auf Distanz

Nur wenige finden wirklich klare Worte. "So ein mörderischer Hass öffentlich, ohne Widerspruch von wdfs … ", schreibt ein Nutzer entsetzt. Der Betreiber reagierte. "Wir können die Wut einiger Kommentatoren verstehen, teilen sie aber nicht, weil alles Leben schützenswert ist!", postet er mehrere Stunden nach den ersten Kommentaren. Die hasserfüllten Kommentare bleiben aber bis zum Freitagnachmittag weiterhin abrufbar.

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Jürgen Ortmüller, Gründer und Geschäftsführer des WDSF, distanziert sich auch im Gespräch deutlich von den Kommentaren auf der Seite, verweist jedoch auf die demokratische Meinungsfreiheit, die akzeptiert werden müsse. Er würde Kommentare in Zukunft jedoch genauer überprüfen und eingreifen, falls "eine Grenze überschritten wird." Tatsächlich wurden im Laufe des Tages die schärfsten Kommentare von der Facebookseite des WDSF entfernt.

In seinem ersten Eintrag hatte Ortmüller noch auf Frank Schätzings Roman "Der Schwarm" verwiesen, in dem sich die Natur gegen die Ausbeutung durch die Menschen auflehnt. Später lenkte er ein: "Alles was man sich vorstellen kann, kann auch geschehen. Ob es ein Gesetz von Ursache und Wirkung gibt, mag dahin gestellt bleiben." Er habe keinesfalls einen kausalen Zusammenhang zwischen Delfinfang und der Naturkatastrophe herstellen wollen, versichert der Tierschützer nachdrücklich.