Südwestfalen. Der Golf VII ist bei den Autohändlern in Südwestfalen nicht so dynamisch gestartet wie allgemein erwartet. Geländewagen für den Alltag, die sogenannten SUVs, nehmen den Kompakten Marktanteile ab. Dennoch bleibt der Golf ein Bestseller.

Der Golf, Trendsetter, Klassenprimus, Bestseller seit mehr als drei Jahrzehnten, das unumstrittene Lieblingsauto der Deutschen. Ausgerechnet der Golf leidet unter akutem Liebesentzug. Das jedenfalls behauptet Ferdinand Dudenhöffer. Deutschlands prominentester Autoforscher hat mal eben die Verkaufszahlen addiert, der frisch gestarteten 7. Golf-Generation flugs ein 17-Jahres-Tief beim Absatz attestiert - und damit einen schlagzeilenträchtigen Streit mit VW vom Zaun gebrochen.

Die Oberen in Wolfsburg wehren sich vehement gegen das wenig schmeichelhafte Flop-Etikett für die Neuauflage des Klassikers, werfen Dudenhöffer „unseriöse Vergleiche“ und „irreführende Angaben“ vor. So habe der Leiter des CAR-Instituts an der Uni Duisburg-Essen die Modellanlaufphase mit Phasen der Marktreife verglichen und zudem nicht berücksichtigt, dass der neue Golf erst am 10. November gestartet und noch nicht in allen Varianten am Markt sei.

Umfrage bei Autohändlern in Südwestfalen

An der Verkaufszahl selbst - 16.537 verkaufte Golf im November und Dezember - ist dagegen nicht zu rütteln; sie stammt vom Kraftfahrtbundesamt. Und bei allen möglicherweise berechtigten methodischen Zweifeln - ganz aus der Luft gegriffen ist die Dudenhöffersche These von der akuten Golf-Absatzschwäche jedenfalls nicht, wie eine Umfrage bei Autohändlern in Südwestfalen zeigt.

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Bruno Kemper ist Geschäftsführer der Hoppmann Autowelt (Opel, aber u.a. auch VW) in Siegen und zugleich Vize-Präsident und Sprecher des Kfz-Gewerbes in NRW. Er macht keinen Hehl daraus, dass er von den Studien der CAR-Forscher nicht viel hält. Aber er sagt auch: „Die komplette Kompaktwagen-Klasse ist in der Verbrauchergunst kräftig abgesackt. Der Astra steht, die neue A-Klasse steht, und auch der neue Golf steht.“ Stattdessen tendiere die Kundschaft vermehrt hin zu „neuen Lifestyle-orientierten Alternativen“, etwa zum wachsenden SUV-Segment der straßentauglichen Geländewagen, so Kemper: „Die optischen Veränderungen beim Golf sind auch zu maßvoll, um jetzt einen Run auszulösen.“

Harter Verdrängungswettbewerb am Markt

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Frank Ostermann, Verkaufsleiter bei Rosier (Mercedes,VW) in Menden , berichtet von einem „absoluten Verdrängungswettbewerb“ am Markt und hat ebenfalls beobachtet, dass die Kompaktklasse im Moment „ein bisschen schwächelt“. Durch den neuen Golf habe sich das Geschäft jedenfalls „nicht drastisch erhöht“. Ostermann: „Ich kann jetzt nicht sagen, dass er unheimlich toll läuft, ich kann aber auch nicht sagen, dass er schlecht läuft.“ Da wird Alexander Kretschmer schon deutlicher. Verhalten sei er, der Golf-Absatz, berichtet der Verkäufer beim Autohaus Jost (VW, Skoda) in Arnsberg. „Die Erwartungen sind bei weitem nicht erfüllt worden.“

Was natürlich immer auch an den Erwartungen liegt, wie Maik Eggemann einräumt. „Wir sind als VW-Partner schon etwas verwöhnt“, sagt der Neuwagen-Verkaufsleiter beim Autohaus Max Moritz (VW, Audi, Skoda) in Hagen. Der Golf sei ein Auto, das eigentlich immer sehr gut lief, „unser Brot-und Butter-Auto. Da haben wir uns schon ein bisschen mehr vorgestellt.“

VW-Verkäufer hoffen auf Besserung

Eggemann glaubt aber, dass es noch besser wird und verweist auf das Beispiel des VW Tiguan, der nach schleppendem Start noch zum Verkaufsschlager geworden sei. „Es ist noch viel zu früh, um aus den Verkaufszahlen abzuleiten: Dieses Mal hat VW es nicht so gut gekonnt“, meint auch Kemper. Er ist überzeugt: „Der Golf wird im Frühjahr noch kommen. Der bleibt der Bestseller - keine Frage.“ Immerhin: Erst ­kürzlich hat VW Sonderschichten für das neue Modell angekündigt - wegen der großen Nachfrage in Europa.