Hagen. . Der brutale Elbers-Schläger, der eine junge Frau (22) fast zu Tode geprügelt hat schweigt, beim Prozessauftakt. Und auch das lebensgefährlich verletzte Opfer, das drei Wochen im künstlichen Koma lag und von dem schweren Angriff bis heute körperlich und seelisch gezeichnet ist, kann nichts zur Sachaufklärung beitragen. Das Gedächtnis der Frau ist seit der Tat wie ausgelöscht.
Um 9.41 Uhr wird der Angeklagte, der seit dem 10. August in Untersuchungshaft sitzt, in den Schwurgerichtssaal geführt. Der Hasper mit türkischen Wurzeln, der zuletzt eine Autoreparaturwerkstatt betrieb, hält sich gut zwei Minuten lang krampfhaft einen Pappdeckel vors Gesicht. „Was ist das denn hier für’n Scheiß?“, fragt Recep K. seinen Verteidiger Frank Becker angesichts der zahlreichen Fotojournalisten. Auf gar keinen Fall möchte er sein Bild in der Zeitung oder im Fernsehen sehen.
Die junge Frau, deren Gesicht Recep K. durch massive Schläge regelrecht zertrümmert und entstellt haben soll, scheut aus ganz anderen, sehr nachvollziehbaren Gründen, bis heute das Licht der Öffentlichkeit. Sie trägt eine große, schwarze Sonnenbrille, die das noch immer geschwollene Jochbein und die Narben, die quer durchs Gesicht verlaufen, nicht verbergen kann. Umringt und abgeschirmt von Freundinnen, die ihr Mut zusprechen, wird sie in das Gerichtsgebäude bis vor den Sitzungssaal 201 begleitet. Während sie drinnen tapfer ihre Zeugenaussage durchsteht, sitzt ihr eine der Begleiterinnen zur Seite.
„Kennen Sie den Angeklagten?“, fragt die Vorsitzende Richterin Heike Hartmann-Garschagen. Knappe Antwort: „Nein.“ Die 22-Jährige hat keinerlei Erinnerungen an die Mittwochnacht zum 1. August, die ihr gesamtes Leben so tragisch veränderte. Sie weiß nicht einmal mehr, dass sie die Stunden zuvor bei Freunden auf einer Party war.
Rätselhaft auch, wie sie dann, gegen drei Uhr morgens auf dem Nachhauseweg im Bereich der Johanniskirche auf den ihr unbekannten Mann traf, der sie verfolgte und an der Frankfurter Straße über sie herfiel, mit unfassbarer Brutalität auf sie einschlug und eintrat – bis zur Bewusstlosigkeit. Der sie, in der Blutlache liegend, ergriff, wie einen Müllsack über das Pflaster zog und in einem Fahrzeugunterstand an den Elbershallen zwischen zwei Autos ablegte.
All’ das ist aus dem Bewusstsein der Köchin ausradiert. Denn sie hatte neben schwersten Schädel-, Gesichts- und Kieferfrakturen auch eine Hirnblutung erlitten. Neurochirurgen mussten ihren Kopfdeckel öffnen. Vier Wochen lag sie im Krankenhaus, tagelang auf der Intensivstation. Mehrere Operationen waren nötig, um ihr Gesicht wieder herzustellen.
Als langjähriger Opferanwalt hat Wolfgang Pitrowski schon viele schlimme Fotos von Geschädigten in Akten ansehen müssen. Aber die Bilder von der schwer verletzten jungen Frau haben selbst den erfahrenen Anwalt noch geschockt: „Das ist so grausam, da fehlen einem die Worte.“
Bis heute leidet die junge Frau unter starken Schwindelgefühlen, schweren Kopfschmerzen und Depressionen. Zweimal in der Woche stehen Besuche beim Psychologen auf dem Programm, sie traut sich nur noch in Begleitung aus dem Haus und kann auch nur noch bei Licht einschlafen. Sie ist nach Baden-Württemberg verzogen, „weil Hagen nicht mehr geht durch diese Sache“.
Angeklagter Recep K. ist schlank, hat vorn etwas lichtes Haar und fast mädchenhafte Gesichtszüge. Rein äußerlich würde man in ihm nicht einen brutalen Schläger vermuten. Rein äußerlich, wohlgemerkt. Der ledige Mann soll die Tat begangen haben, um seinen Geschlechtstrieb zu befriedigen.Elf Prozesstage sind anberaumt.