Hagen.. Der Gründer der Sauerländer Kultband „ZOFF“, Reiner Hänsch, hat seinen ersten Roman geschrieben. „Rotzverdammi!“ heißt das Werk des 60-Jährigen, in dem es um Menschen geht, die auf dem Land leben.

Ein kreativer Kopf startet mit 60 noch einmal richtig durch. Bei Reiner Hänsch, dem Gründer der Sauerländer Kultband „ZOFF“, steht seit dem zweiten Weihnachtstag die 6 vor der 0. Höchste Zeit, um den ersten Roman zu veröffentlichen.

„Rotzverdammi!“ heißt der ­„Roman aus dem Land, wo die Misthaufen qualmen...“. Der Hinweis auf dem Buchcover lässt ­bereits erahnen, dass Reiner Hänsch auch fast 30 Jahre nach Erscheinen der Hymne „Sauerland, mein Herz schlägt für das Sauerland“ ein Meister der Ironie geblieben ist. In seinem Buch schildert er lebhaft und unbedingt lesenswert, wie sein Held, ein im Sauerland aufgewachsener und in die weite Welt (Düsseldorf) gezogener Werbemann, bei einer Beerdigung in der Heimat mit seiner Vergangenheit konfrontiert wird - mit der Jugendliebe und mit seiner Band, mit der er in den 80er Jahren große Erfolge feierte.

Kurzweilige Lektüre

Das Wort „Rotzverdammi“ gebraucht der Homo Sauerlandis ­übrigens, wenn etwas schief gelaufen ist. Kurzweilig lesen sich die munteren fast 350 Seiten, die mit viel (Sauerländer) Sprachwitz ­geschrieben sind und die viel über die Menschen auf dem Land ­ver­raten. Auch über Reiner Hänsch, der im Märkischen Sauerland ­aufwuchs, die Band ZOFF gründete und als Werbemann nach ­Düsseldorf ging? „Es ist keine Auto­biografie und keine Band­geschichte, die 1:1 erzählt wird“, sagt Reiner Hänsch und erwähnt die Begriffe „dichterische Freiheit“. „Aber es hat schon mit mir und ZOFF zu tun.“

So sieht er aus: Cover des Romans Rotzverdammi!
So sieht er aus: Cover des Romans Rotzverdammi! © Unbekannt | Unbekannt

Warum veröffentlicht ein Mann, der in Liedtexten so treffsicher ­formulieren kann, erst jetzt seinen ­ersten Roman? Das scheint sich der 60-Jährige, der mächtig Spaß am Schreiben von Büchern gefunden hat, auch zu fragen. „Rotz­verdammi“ und zwei weitere Werke, die fast fertig sind, seien schon länger in der Mache gewesen, erzählt er. „Jetzt habe ich mit dem Schmallenberger Woll-Verlag einen Partner gefunden, der gut passte.“

Mit seinem Debütroman hat sich Reiner Hänsch endgültig seinen Ruf als Sauerländer Heimatdichter erschrieben. Oder? Der Autor ­reagiert auf die ironische Frage ­ungewohnt humorlos. „Hmm“, sagt der gebürtige Letmather, „ich habe mich nach dem Sauerland-Song immer gegen das Etikett eines Regional-Poeten gesträubt.“ Wie man die „Sauerland-Hymne“ in der ganzen Republik hören könne, ließe sich auch sein Buch von Flensburg bis Garmisch lesen. „Ich finde es immer ein bisschen abwertend, wenn zum Beispiel Bücher, die in der Eifel spielen, als Regio-Krimis bezeichnet werden.“

Hügel und Deich

In seinem Buch gehe es um Menschen, die auf dem Land leben. Wo auch immer. „Die Menschen sind eigentlich überall gleich. Sie reden nur anders.“ Und die in ihrem eigenen Wohlfühl-Biotop leben und für die die Welt hinter dem nächsten Hügel aufhört. „Das Wort Hügel können Sie auch gerne durch Deich ersetzen.“

Reiner Hänsch spricht da aus (positiver) Erfahrung. Der Mann, für den das Sauerland nach wie vor ein Stück Heimat ist, in die er ­immer wieder gerne zurückkehrt, lebt im fünften Jahr in Norddeutschland, auf einem alten Bauernhof nördlich von Oldenburg. Zuvor wohnte er in der Großstadt Düsseldorf. „Ich hatte einfach Lust auf die Veränderung.“ Er arbeitet weiterhin in der Werbebranche, „aber nicht mehr ganz so viel“.

Zeit für weitere Bücher

Der Gründer, Sänger, Komponist und Texter von ZOFF will sich Zeit für weitere Bücher nehmen. Mit 60 erlaubt er sich den Luxus, „das zu machen, was man wirklich machen will“. Er hat beim Verfassen seines Erstlingswerks in sich „reingehört“, wie er es ausdrückt, „sich selbst überprüft - ob es richtig ist, wo man steht oder es anders besser wäre.“ Er ist zu dem für sich selbst beruhigenden Schluss gekommen, dass sich sein Denken in den Jahren nicht viel verändert hat. Will heißen: Er ist kreativ ge­blieben.

Reiner Henschel, wie viele ihn kennen: als Sänger der Band ZOFF. Foto: Hartmut Becker
Reiner Henschel, wie viele ihn kennen: als Sänger der Band ZOFF. Foto: Hartmut Becker © Unbekannt | Unbekannt

Demnächst wird der Wahl-Norddeutsche einige Autorenlesungen in seiner Heimat abhalten. Er freut sich auf die Gespräche mit seinen Sauerländern und hofft, dass sein ­Erstlingswerk „daheim eine gute Nummer wird, dass der Erfolg auf andere Regionen überschwappt“.

Seinen 60. Geburtstag am 2. Weihnachtstag hat Reiner Hänsch mit Freunden gefeiert. Eine Zahl, die auch einen optimistischen und humorvollen Menschen nachdenklich machen kann. „Die Zahl ist tatsächlich da im Kopf. Man denkt nach vorne und fängt an zu rechnen.“