Hagen/Hyderabad. „Als ich bei der Westfälischen Rundschau angefangen habe, war ich ja noch ein Küken“, erinnert sich Lizzy Geble an ihre ersten journalistischen Gehversuche in der WR-Jugendredaktion Youread. Diesen Status hat die heute 23-jährige Hagenerin längst hinter sich gelassen: Aktuell ist sie im Rahmen eines Praktikums für den Unesco-Lehrstuhl „Community and Media“ an der Uni in Hyderabad in Indien tätig. Dort dreht sie Filme in denen engagierte Menschen porträtiert werden.

Dass es Lizzy Geble nach ihrem Studium des Technischen Journalismus nun ausgerechnet nach Indien verschlagen hat, ist eher dem Zufall geschuldet. „Warum bin ich ausgerechnet in Indien? Die Frage war eher: Welches Land mache ich zuerst“, erläutert die reiselustige junge Frau ihre Entscheidung. „Aber die Menschen, Farben und Traditionen kennenzulernen war der größte Reiz.“

Lizzy Geble hat nach dem Abitur 2009 Hagen verlassen und ist für ein „Work-and-Travel-Jahr“ durch Australien gereist. Für damalige Mitstreiter in der Jugendredaktion kam das überraschend. Zwar wurde Geble stets als offen eingeschätzt, aber eben auch als zufrieden im Hier und Jetzt. Geble selbst siehts gar nicht mal anders: „Ich bin eine zufriedene Studentin.“ Aber eben auch gerne unterwegs...

Für das Fotografieren und Filmen interessiert sich die Hobby-Kletterin schon seit zehn Jahren. „Ich habe das Fotohandwerk von meinem Opa gelernt und zwar in dessen Keller“, erzählt Geble, die natürlich mittlerweile digital arbeitet.

Subkontinent Indien

Die vielen verschiedenen Kulturen, Sprachen und Traditionen machen es wirklich schwierig, Indien als ein Land zu bezeichnen. Man könnte nicht sagen: die Inder in Indien. Das wäre so, als ob man zu uns Deutschen Europäer sagen würde,oder zu Ägyptern Afrikaner. Jeder fühlt sich seinem Staat angehörig. Fangen wir mal mit der Sprache an. Im Zensus 2001 zählte die Regierung 122 Sprachen; von den Hunderten von Dialekten mal ganz abgesehen. Hindi und Englisch zählen zu den Amtssprachen und allein Hindi hat rund 200 verschiedene Dialekte. Kurz um: Es herrscht ein Kommunikationsproblem in Indien. Also wird sowieso meist nur Englisch gesprochen. Und selbst da sind die Akzente so verschieden, dass selbst die Inder sich untereinander nicht verstehen und Übersetzer brauchen.

Was man bei der Sprache merkt, macht sich auch in anderen Bereichen der Kulturen breit. Jeder der 28 Staaten hat verschiedene Traditionen, Bräuche und vor allem verschiedene Menschen. Je nördlicher man kommt, desto heller wird die Haut und je ähnlicher sind die Inder den Nepalis und Chinesen. Die Kulturen verstehen sich teilweise nicht untereinander und hier in Hyderabad treffen alle möglichen, verschiedenen Menschen zusammen. Man sieht aber, dass sich Gruppen aus den nationalen Bereichen zusammenschließen. (lizzy)

Zwischen Generation und Tradition in Indien 

Jede Generation bringt verschiedene, neue Traditionen mit sich und alte Gewohnheiten verblassen oder werden gar abgeschafft. Diese Generation befindet sich dazwischen. Es ist wohl bekannt, dass Inder sehr warmherzig und emotional sind. Sobald sie jemanden ins Herz geschlossen haben, ist es schwierig, diesen Platz im Herzen wieder frei zu geben.

Hagenerin in Indien

Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © Lizzy Geble
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Die Liebe zu den Eltern ist sehr stark und junge Menschen sind noch lange abhängig von ihren Eltern, in vielen Hinsichten, ob finanziell, emotional oder gesellschaftlich. Was Mama sagt, ist heilig. Engagierte Hochzeiten sind daher noch Alltag. Die neue Generation ist zwar sehr von der westlichen Welt beeinflusst, würde sich aber selten den Willen ihrer Eltern entgegensetzen. Somit ist es völlig normal, dass die Eltern eines Tages eine Tochter für den Sohn aussuchen werden. Und das wird teuer für die Auserwählte.

Im Hinduismus wird noch in sogenannten Kasten gedacht, obwohl es 1947 offiziell abgeschafft wurde. Die Kaste bestimmt den sozialen Status der Familie, das Einkommen und Besitz. Die Kasten vermischen sich also nicht, das würde das Ansehen der Familie sehr stark schädigen. Das Geld, was die Familie der Tochter zahlen muss, richtet sich nach dem Beruf des Zukünftigen.

Westliche Vorbilder

Diese Generation folgt also noch diesen Traditionen, obwohl sie dem westlichen Vorbildern sehr nacheifern und es selbst ihren Kindern nie ‚antun würden’, jemanden zu heiraten, den man nur kurz zuvor getroffen hat. Aber ganz ohne Herz sind die Eltern auch nicht, wenn man seine auserwählte Frau nicht mag, nachdem man sie kurz kennengelernt hat, kann man immer noch revidieren. Glück gehabt. Somit werden die Traditionen allmählich verblassen und es ist eine Frage der Zeit, bis sich viele Dinge von selbst abgeschafft haben.

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Auf den Dörfern jedoch herrschen noch strengere Regeln. Dort wird eine Berührung zwischen Mann und Frau in der Öffentlichkeit als Zeichen von Verliebtheit aufgefasst. Außerdem existieren auf anderen Dörfern immer noch Dinge, wie Witwen Verbrennungen und der Status der Frau ist ohnehin sehr schlecht. In dieser Hinsicht ist das Land, noch sehr alt. Und es braucht viel Zeit, um gewisse Traditionen abzuschaffen. (lizzy)

Raus aus dem Regen, rein in die Kultur 

Langsam kommt eine alte, schwer stolpernde Frau die Treppe herunter, um mich zu empfangen. Die Treppe spaltet sich und führt nach links und rechts den großen Saal hinauf. Auf dem halben Weg stoppt sie und ruft herunter: ,, Kommen Sie rauf, ich kann nicht mehr so gut die Treppe runter.’’ Das Haus ist riesig, alt und hat eine lange Geschichte. Imelda Rangadas führt mich in das Wohnzimmer, was früher eine große Halle war, aber nach der Hochzeit ihres Sohnes geteilt wurde. In dieser Halle fanden zu frühen Zeiten Hochzeiten oder Bekränzigungen statt; die sogenannten indischen Functions.,,Die Leute haben sich auf den Boden gesetzt und das Essen wurde serviert.’’ Erzählt die alte Dame, nachdem sie den großen Raum mit Licht erfüllt. Wir setzen uns hin und es gibt Chai: Schwarzen Tee mit jeder Menge Gewürze, Milch und nicht zu wenig Zucker.

Imelda sieht ohnehin sehr indisch aus, abgesehen von ihrer Hautfarbe. In Hyderabad sind Weiße noch eine Attraktion, da Ausländer sehr selten in der großen Stadt sind, daher wird man als ,,Foreigner’’ immer zu angestarrt und um Fotos gebeten. ,,Ich hatte nie Probleme damit, dass ich anders bin, ich habe immer Sari getragen, egal wohin es ging, da sticht man nicht so raus.’’ Sie hat viele der indischen Gewohnheiten angenommen, aber sie kann nicht verstecken, dass sie deutsch ist. Nachdem sie ihren Mann in London kennengelernt hatte, heirateten sie schnell und es war klar, dass es zurück nach Indien ging. Er musste allerdings voraus, um es seinen Eltern beizubringen, da schon eine andere Frau für ihn ausgesucht worden war. Die zu managen ist heute noch schwer und für knapp 55 Jahren unvorstellbar.

Ein anderes Leben

Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © WR

Nach einem Jahr konnte sie dann endlich zu ihrem Geliebten und zog in eine ,,Joint Family’’, eine Gemeinschaftsfamilie, wo fast jedes Familienmitglied in einem Haus wohnt. Man müsse sich schon umstellen, auf ein anderes Leben, meint die 87 Jährige, aber nachdem das erste Kind geboren war, ein Mädchen, war alles anders. Nachdem jedoch wenig später ein Junge, der Nachfolger geboren war, wurde ein Fest gefeiert.

,,Mein Schwiegervater sagte immer, ich hätte mich viel besser in die Familie integriert, als ein indisches Mädchen.’’ Wenn es was zu nähen oder reparieren gab, wurde es direkt zu der deutschen Frau weitergegeben, die macht das schon, ordentlich.

Wir sitzen nun in dem gemütlichen Raum, welcher mit jeder Menge Bücher bestückt ist, alter Möbel und ganz wichtig dem Buddha. Ihr Deutsch ist noch perfekt, mit der Tochter spricht sie noch deutsch, aber um sich besser zurecht zu finden, lernte sie Telegu, die Amtssprache des Staates Andrah Pradesh, in welchem sie seit knapp 50 Jahren lebt. Auf die Frage, wo ihr Zuhause sei, antwortet sie nur: ,,Indien ist Zuhause, glauben Sie mir, Indien ist mein Zuhause.’’ (lizzy)

Riesiger Campus im Norden von Hyderabad 

Mit hohen Sicherheitsvorkehrungen komme ich auf den riesigen Campus der ICRISAT, einer Forschungseinrichtung im Norden von Hyderabad. Als ich das Gelände betrete, fühle ich mich nach Europa oder Amerika katapultiert. Die Straßen sind sauber, kein Müll, keine aufgerupften Straßen. Der Rasen scheint mit der Heckenschere geschnitten zu sein. Auch hier merkt man wieder die Vielfalt der Stadt.

Im Herzen des Campus ist eine internationale Schule eingerichtet, für Kinder von internationalen Arbeitnehmern in der Stadt. Die Nationalitäten der Kinder gehen von den USA, Europa und Asien. Von dem ,,indian way of living’’ bekommen die Kinder aber nicht viel mit. Es gibt Pommes und Pasta zum Mittag, der Schulbus ist mit Geräusche gedämpften Fenstern ausgestattet und Vorhängen eingerichtet; sodass niemand was von dem chaotischen und lauten Verkehr mitbekommt.

Echter Kaffee - eine Seltenheit

Der Direktor der Schule, Helge Gallinger, begrüßt mich mit einem flotten süddeutschen Akzent, nachdem er sein Telefonat beendet hat. Wir setzen uns in sein modernes, helles Büro und es gibt echten Kaffee, eine Seltenheit. Denn die Inder servieren meist löslichen Kaffee.

,,Deutschland vermisse ich kaum, klar, mal zu mal vermisst man eine gute, deutsche Wurst, aber hier habe ich alles was ich habe und ich kann das ganze Jahr über Golf spielen und draußen schwimmen gehen.’’ Der gebürtige Freiburger fühlt sich da Zuhause, wo seine Koffer sind. Sobald die Koffer ausgepackt sind, sei man angekommen; welche nun schon wieder in Hyderabad gepackt werden. Die neun Jahre sind vorbei und es geht wieder in ein anderes Land. Helge’s Frau arbeitet ebenfalls an der Schule, sie zieht mehr Blicke auf sich, sie ist groß und blond, das ist sehr ungewöhnlich. ,,Ich bin so braun, wie ein Inder und so dunkelhaarig, oder war, jetzt bin ich weiß, ich falle nicht auf.’’

Man kann also auch als Deutsche in Indien, wie ein Europäer leben. Mit Swimmingpool und großem Haus, ganz abgelegen von Verkehr, Slums und mit Müll übersäte Straßen. Aber Hyderabad ist eine junge Stadt, die wächst und viele Fehler vermeiden konnte, wie die anderen Großstädte Indiens, wie Neu Delhi oder Mumbai. Das meint auch der Freiburger: ,,Ich habe schnell das Potential der Stadt erkannt und hatte schöne neun Jahre hier.’’ Die Koffer sind schon fast gepackt und warten auf ein neues Zuhause. (lizzy)

Die Inder sind lernwillig und ehrgeizig 

Wie jede große Stadt, hat auch Hyderabad ein Goethe-Zentrum. Das war natürlich Anlaufstelle Nummer eins, um die wenigen Deutschen in der 6-Millionen-Stadt ausfindig zu machen. Die Direktorin begrüßt mich mit festem Händedruck, was sehr untypisch für Inder ist, da man sich erstmal beschnuppert, bevor es zum Körperkontakt übergeht. Mit akzentfreiem Deutsch ruft sie mich in ihr Büro hinein.

Die Leiterin ist in Gujrat, Nordindien, geboren und mit ihren Eltern im jungen Alter nach Deutschland gezogen und hat auch teilweise in Italien gelebt.,,Ich verstehe mich hier als Mittelmann, ich kann viele Dinge adaptieren, die ich in Deutschland knallhart gelernt habe, wie Pünktlichkeit und Perfektion. Aber wiederum verliere ich nicht die warmherzige, lockere, indische Arbeitsweise.’’ Dies versuche sie auch ihren indischen Mitarbeitern beizubringen. Arbeit zu 110% zu erledigen und nicht 50% ist noch eine Rarität, aber die Inder sind lernwillig und ehrgeizig.

Deutsche Gewohnheiten teilen

Monika Hirmer arbeitet ebenfalls im Goethe Zentrum. Nachdem vor fünf Jahren als Praktikantin angefangen hat, sei sie irgendwie kleben geblieben. Auch Amita schätzt ihre deutsche Arbeitsweise, aber weiß auch, dass Monika Indien versteht und deutsche Gewohnheiten teilen kann.

,,Es nervt schon, wenn man ständig angestarrt wird. Ich bin blond, das fällt schon auf und fahre auch noch Fahrrad, das ist eine Attraktion auf der Straße.’’ Die schlanke, mittelgroße Frau, mit kurzem, blonden Haarschnitt möchte jedoch Indien nicht verlassen, am Besten gehe es ihr, wenn sie beides haben könnte. Das passiert mit den Menschen in Indien, wenn man ein mal von der magischen und bunten Leichtigkeit gepackt wurde, es lässt einen nicht mehr los. ,,Am Ende klappt aber trotzdem immer alles, man weiß zwar nicht wie – ohne Plan und zu viel Chaos – aber es ist faszinierend.’’ (lizzy)

Eine zeitlose Welt für Lizzy Geble in Indien 

Man sagt, in Indien findet man sich selbst. Die Frage ist nur: Wie definiert man Selbstfindung? Indien gibt einem auf jeden Fall Zeit, die es hier nicht zu geben scheint. Niemand arbeitet nach Zeit und jede Uhr tickt ohnehin anders. Also hat man viel Zeit nachzudenken. Diese wertvollen Dinge des Lebens kommen bei uns viel zu kurz. Als gestresster Student mit gefühlten drei Nebenjobs, kommt man also in diese zeitlose Welt und soll erstmal einen Gang runterfahren. Nagut, auch das erfordert Zeit. Aber davon hat man ja genug.

Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco.
Lizzy Geble aus Hagen fotografiert und filmt derzeit in Indien für die Unesco. © WR

Hier werden die Dinge noch traditionell und mit Herz hergestellt. Das erfordert Zeit. Auf den Straßen findet man Geräte, zum Saftpressen z.B., die man bei uns höchstens im Freilichtmuseum finden würde. Keiner rennt gestresst, mit Handy in der einen Hand und einem Kaffee in der anderen durch die Stadt von Termin zu Termin. Man wartet eher auf die Dinge, die da kommen. Und wenn sie später kommen, auch in Ordnung. Zeit hat man ja. (lizzy)