Haspe. .
Der Zaun vor dem Zaun sieht schon etwas kurios aus. Ob sich da jemand einen Scherz erlaubt hat, oder handelt es sich etwa um einen solch sinnlosen Zaun, wie er vor Jahresfrist am Theodor-Heuss-Gymnasium aufgestellt wurde?
Das Holz des neuen Zaunes ist hell und frisch. Er sieht aus wie ein Weidezaun. Doch was er abtrennt, ist nichts als ein Streifen Wiese, der auf der anderen Seite ebenfalls von einem Zaun, einem grünen Metallzaun, eingefriedet ist. Ein Stück Wiese, das fast einem Acker gleicht, abgegrenzt von zwei sorgfältig aufgebauten, sauberen Zäunen. Was soll das?
„Hier wurde Landgewinnung betrieben“, erklärt Hans-Joachim Bihs, Chef der Hagener Erschließungsgesellschaft, die die Immobilien vermarktet hat. Einige der rund 50 Häuslebauer des neuen Wohngebietes Harkorten hätten auf dem Grünstreifen Autos abgestellt, Erde und Bauschutt abgekippt und sogar eine Schaukel aufgestellt. Es gebe jedoch eine Grundlagenerklärung, und die habe jeder Grundbesitzer zusätzlich zum Kaufvertrag unterschreiben müssen, dass die Grünfläche, die übrigens durch einen Radweg von den Hausparzellen getrennt wird, nicht zweckentfremdet werden dürfe. Weder dürfen dort zum privaten Vergnügen Apfelbäumchen oder Rüben gezogen noch Sachen gelagert oder Autos geparkt werden.
Das alles wüssten die Anwohner auch, so Bihs. Leicht einzusehen ist es offenbar trotzdem nicht. Denn einige Grundstückskäufer waren verpflichtet, einen Teil des Grünstreifens mitzuerwerben, sonst hätten sie das Baugelände nicht bekommen. Aber dass ihnen das kleine Stückchen Land, obwohl es ihnen gehört, nun zu rein gar nichts nutze ist, wollen sie offenbar nicht recht einsehen.
Das Umweltamt hat deshalb, als es Wind vom „Missbrauch“ des Grünstreifens bekam, den Wirtschaftsbetrieb aufgefordert, dem Treiben der Anlieger Einhalt zu gebieten. Denn der Grünstreifen gilt als Ausgleichsfläche und ist dazu auserkoren, den beim Häuslebau entstandenen Flächenverbrauch wettzumachen. Solche Bestimmungen, die bei Baumaßnahmen heutzutage die Regel sind, entspringen dem Naturschutzrecht und sehen vor, dass Beeinträchtigungen von Natur und Landschaft durch gleichwertige Aufwertungen an anderer Stelle auszugleichen sind. Auf dem Grünstreifen soll das durch die Anpflanzung von 49 Bäumen (Ahorn, Buche, Wildapfel, Birne, Traubeneiche, Eberesche, Linde) und 1600 Sträuchern (z.B. Hainbuche, Weißdorn oder Schlehe) geschehen. Darüber hinaus wird eine 1000 Quadratmeter große Blumenwiese angelegt, weitere 7000 Quadratmeter sind als Wiese vorgesehen.
Daher der schöne, neue Zaun. Der grüne Metallzaun auf der anderen Seite des Grünstreifens war schon vorher da. Er gehört Eckhart Söding-Elsner von Gronow, dem ehemaligen Besitzer von Gut Harkorten, der sein Grundstück auf diese Weise eingefasst hat.