Bissingheim. . Iwona Kocziba lässt sich nicht so schnell beirren. Die 26-jährige Polin war als ausgebildete Ökonomin 2006 mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen. Doch hier musste sie von vorn beginnen. Denn in Hagen bekamen die Koczibas die schlechte Seite der EU-Bürokratie zu spüren.

Iwona Kocziba lässt sich nicht so schnell beirren. Die 26-jährige Polin war als ausgebildete Ökonomin 2006 mit ihrem Mann nach Deutschland gekommen. „Für mich war immer klar, dass ich nicht mein Leben lang in Polen leben möchte“, beschreibt Kocziba ihre Beweggründe. Daher brach sie ihre Zelte Zabrze in Oberschlesien ab und kam mit ihrem Sebastian an die Volme. „Sebastians Mutter lebte schon in Hagen“, erklärt sie ihre Entscheidung. „Eigentlich wollte ich eher in ein englischsprachiges Land, am liebsten nach England, weil ich meinen Abschluss auf Englisch gemacht habe.“

In Hagen bekamen die Koczibas dann die schlechte Seite der EU-Bürokratie zu spüren: Ihr Abschluss wurde nicht anerkannt. „Der polnische Ökonomie-Abschluss ist ein Zwischending zwischen Industriekauffrau und Bürokauffrau“, erklärt Kocziba. Mit Zwischendingen kann die EU allerdings nicht umgehen, so dass die junge Frau plötzlich ohne anerkannten Abschluss dastand. Iwona Kocziba hatte aber ohnehin erstmal anderes im Sinn: Sie bemühte sich, am Rahel-Varnhagen-Berufskolleg möglichst schnell die deutsche Sprache zu lernen. „Da hatte ich aber nur acht bis zehn Stunden in der Woche, daher habe ich mich über die Einladung zu einem Integrationskurs bei der VHS gefreut.“ Dort kniete sie sich voll rein und bestand problemlos die Prüfung.

Ein-Euro-Job beim Bildungszentrum

Das rückte das Problem des nicht anerkannten Abschlusses wieder in den Vordergrund. „Ich war arbeitssuchend. Das Herumsitzen hat mich echt frustriert“, erinnert sich Kocziba und nahm daher das Angebot für einen Ein-Euro-Job beim Bildungszentrum des Handels an. Dort saß sie am Empfang, kümmerte sich um den Telefondienst und die Ablage. „Irgendwie muss man ja anfangen.“ Letztlich zahlte sich der Job für Iwona Kocziba sogar aus. Denn beim Bildungszentrum hinterließ sie einen so guten Eindruck, dass sie über eine „Training-on-the-Job“-Maßnahme ein sechsmonatiges Praktikum bei der „Syndicus Management GmbH“ in Bissingheim absolvieren konnte.

Dort wurde sie allerdings nicht als eine Praktikantin von vielen gesehen, sondern bekam eine ehrliche Chance. Sie präsentierte sich zunächst zwar eher wortkarg, erledigte ihre Aufgaben allerdings stets äußerst gewissenhaft.

Frustration in der Schulbank

Chance genutzt: Sie begann dort nach dem Praktikum eine Ausbildung zur Bürokauffrau. „Anfangs hat es mich frustriert, noch mal zur Schule gehen zu müssen“, räumt Kocziba ein. „Doch ich wollte unbedingt einen Berufsabschluss. So habe ich mich motiviert.“ Mit einigem Erfolg. Im Sommer schloss sie die Ausbildung exzellent ab und schaffte die Prüfung mit 97 von 100 Punkten. „Wenn ich etwas mache, dann muss ich es auch richtig machen. Ich bin Perfektionistin.“ Damit gehörte sie zu den besten Auszubildenden in Hagen und verpasste die bundesweite Bestenehrung nur um einen Punkt. „Das hat mich schon ein wenig geärgert“, gibt die junge Frau zu.

Mittlerweile hat die EU es auch möglich gemacht, dass sie sich ihren polnischen Abschluss anerkennen lassen könnte. Doch Kocziba verfolgt andere Ziele und hat eine Weiterbildung zur Personalfachfrau. Da die SIHK diese Weiterbildung nicht anbietet, fährt sie nun zweimal wöchentlich nach der Arbeit in Richtung Bochum zur dortigen Industrie- und Handelskammer. In 570 Stunden in zwei Jahren erarbeitet sie sich da den Zusatzabschluss, der auch als Bachelor anerkannt wird. Ab Januar reichen dazu 480 Stunden. Als Pech sieht Kocziba diesen Umstand allerdings nicht an. „So kann ich mehr lernen.“

Vorerst zufrieden

Dieses Zeugnis wird ihr die Türen in die Personalabteilungen mittelständischer Unternehmen öffnen. Doch so weit denkt Iwona Kocziba noch nicht. Erstmal ist sie mit ihrem Job bei Syndicus Management zufrieden und konzentriert sich auf die Weiterbildung. „Dann sehe ich weiter.“ Trotz aller bürokratischen Hindernisse geht sie unbeirrbar und hochmotiviert ihren Weg.