Hagen-Eckesey. . Die Bauunternehmung Rempke aus Hagen-Eckesey, die derzeit ein Insolvenzverfahren in Eigenregie durchläuft, hat gut 200.000 Euro für ihre Arbeiter nicht auf einem geschützten Jahresarbeitszeitkonto gutgeschrieben. Jetzt ist das Geld in die Insolvenzmasse eingegangen.

Es ist keine erfreuliche Vorweihnachtszeit für die Mitarbeiter der renommierten Bauunternehmung Friedrich Rempke in Eckesey. Zuerst erreichte sie die Hiobsbotschaft über das eingeleitete Insolvenzverfahren – jetzt kam die nächste schlechte Nachricht.

Auf einer Betriebsversammlung mussten die etwa 75 anwesenden Bauarbeiter erfahren, dass ihr erarbeitetes Geld wohl weg ist. Es geht, sagt Rempke-Geschäftsführer Stephan Treß, um rund 200.000 Euro aus Überstunden. „Dass das nicht schön ist, ist überhaupt keine Frage“, räumt er ein.

Geld ist weitgehend verloren

Der Hintergrund: Wie im Baugewerbe üblich, werden auch bei Rempke während der schönen Jahreszeit auf den Baustellen etliche Mehrstunden geleistet. Der Lohn dafür wird zunächst nicht ausgezahlt, sondern auf einem Jahresarbeitszeitkonto gutgeschrieben, als Rücklage für die Schlechtwetterperiode in der kalten Jahreszeit.

Jetzt naht der Winter – doch für die Rempke-Bauarbeiter ist ihr Überstundenentgelt „nicht mehr verfügbar“. Es war durch einen Fehler der Firmenleitung nicht geschützt angelegt und ist nun zu einer Insolvenzforderung geworden. „Und damit weitgehend verloren“, bedauert Geschäftsführer Treß, „das tut mir auch leid.“

Großer Knall bei der Insolvenz

Wie berichtet, ist das Traditionsunternehmen Friedrich Rempke, das seit 99 Jahren besteht, unter anderem durch die Folgen des Krisenjahres 2009 in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten. In einem Insolvenzverfahren in Eigenregie, unter Aufsicht eines Sachwalters, werden derzeit 34 Stellen sozialverträglich abgebaut. Aber 130 Arbeitsplätze sollen gerettet werden. „Wir haben neue Aufträge bekommen, erst neulich einen in Millionenhöhe“, ist Geschäftsführer Treß optimistisch. „Das liegt an dem guten Ruf unserer Firma.“

Doch jetzt kommt dieser folgenschwere Fehler ans Licht: Eigentlich hätte der nicht ausgezahlte Überstundenlohn der Mitarbeiter, wie im Tarifvertrag festgeschrieben, insolvenzgeschützt werden müssen. Der Arbeitgeber kann ihn beispielsweise bei den Sozialkassen abgesichert hinterlegen. „Viele Firmen sehen das in wirtschaftlich guten Zeiten eher sehr locker“, weiß Martina König, Juristin bei der Hagener Industriegewerkschaft Bau. „Erst bei einer Insolvenz kommt es zum Knall.“

Nicht alle Bauarbeiter sind Verlierer

Wie jetzt bei der Bauunternehmung Friedrich Rempke, wo das Mitarbeitergeld auf einem Firmenkonto schlummerte, über das jetzt nicht mehr verfügt werden darf. Für den einzelnen Bauarbeiter hat das zur Folge: Je mehr Überstunden er als Arbeitszeitguthaben im Sommer angehäuft hat, desto größer wird nun sein finanzieller Verlust. „Im Einzelfall“, weiß Rempke-Geschäftsführer Treß, „können das pro Kopf bis zu 1500 Euro sein.“

Kurios: Nicht alle Bauarbeiter verlieren Geld. „Wer ein negatives Zeitkonto hat“, erläutert Treß, „der ist jetzt der Profiteur.“