Hagen-Mitte. .
Barfuß und völlig aufgelöst kam der 13-jährige Ahmet gestern Mittag auf die Straße gelaufen: „Hilfe! Mein Vater schießt auf Mama.“ Tatsächlich war der traumatisierte Junge soeben Zeuge eines Familiendramas geworden. Ein 40-jähriger Türke hatte mit einer Schusswaffe seine Ehefrau (37) und seinen 18-jährigen Sohn niedergestreckt und lebensgefährlich verletzt. Der Täter wurde kurz darauf festgenommen.
Ein Motiv für das furchtbare Verbrechen vermochte die Mordkommission gestern noch nicht zu nennen. Fest steht, dass das Unglück im vierten Stock des Mehrfamilienhauses am Graf-von-Galen-Ring gegen 12.20 Uhr seinen Lauf nahm. Der Familienvater schoss mit einer Pistole auf seine Frau und seinen Sohn. Ahmet, der jüngere Sohn, der sich ebenfalls in der Wohnung aufhielt, lief nach unten um Hilfe zu holen. „Er schrie, sein Vater würde durchdrehen, er habe auf seine Mutter geschossen“, berichteten Michael Esser (40) und Daniel Davis (37), die sich des Jungen annahmen und ihn in das im Erdgeschoss befindliche griechische Café Bato holten. Zudem riefen sie zwei Polizeibeamte, die auf dem Berliner Platz Streife gingen, herbei. Dabei beobachteten sie den Täter, der mit der Waffe auf dem Balkon herumfuchtelte.
Die beiden Polizisten waren noch dabei, die Lage zu sondieren, als ihnen an der Haustür ein Mann in die Arme lief und behauptete, er sei es gewesen, der die Polizei alarmiert habe. Michael Esser erkannte jedoch die Person vom Balkon wieder, woraufhin die Beamten den Mann umgehend festnahmen. Er soll dann angegeben haben, die Waffe läge auf dem Küchentisch.
Kurz darauf trafen mehrere Polizeiautos und Rettungswagen am Tatort ein. Die lebensgefährlich verletzte Frau und der 18-jährige Sohn, dem sein Vater eine Kugel durch die Wange gejagt hatte, wurden notärztlich versorgt und ins Krankenhaus gebracht. Die Frau schwebte noch am Abend in Lebensgefahr.
Zwei Töchter (14, 15) blieben offenbar unverletzt, ein weiterer Sohn (21) befand sich zum Tatzeitpunkt nicht in der Wohnung.
Die Polizei hat eine Mordkommission eingesetzt, die Tatwaffe wurde gefunden, weitere Spuren sichergestellt. Um Ahmet, der mit leerem Blick an einem Tisch im Café saß, kümmerte sich ein Notfallseelsorger. Zusammen mit seinen Schwestern wurde er Mitarbeitern des Jugendamts übergeben.